Theologe kritisiert Idee zu Bibelzitaten an Stadtschloss

"Peinlich und blamabel"

In die Debatte um den Umgang mit den Bibelzitaten an der Kuppel des Berliner Stadtschlosses hat sich der evangelische Theologe und frühere Bundestagsabgeordnete Richard Schröder eingebracht und Kulturstaatsministerin Roth kritisiert.

Die Inschrift unterhalb der Kuppel, eine Kombination aus zwei Bibelzitaten, ist auf dem Neubau vom Berliner Schloss, dem Humboldt Forum, zu sehen / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Die Inschrift unterhalb der Kuppel, eine Kombination aus zwei Bibelzitaten, ist auf dem Neubau vom Berliner Schloss, dem Humboldt Forum, zu sehen / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Er kritisierte in "Cicero" (Samstag) ein geplantes Kunstprojekt nach einer Idee von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Sie hatte erklärt, dass der Schriftzug bei einem geplanten Kunstprojekt erhalten bleiben solle. Dabei sollen die Zitate nach Angaben der Bundesregierung zeitweilig "mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten" überblendet werden.

"Darf man denn so etwas machen? Man darf. Geschmacklosigkeiten sind nicht verboten. Aber sie sind peinlich und blamabel, deshalb ist von solcher Selbstschädigung in aller Freundschaft fürsorglich abzuraten", schreibt Schröder. Er bilanziert: "Einen Beschluss zur Entfernung der Inschrift nicht anzustreben, aber sie nachts zu ersetzen, ist nicht Fisch und nicht Fleisch und eine unernste Spielerei am ungeeigneten Objekt."

Kuppelinschrift würde widersprochen

Sollte es zu einer Überblendung der Bibelzitate mit dem Text des Artikels 1 des Grundgesetzes und Menschenrechtserklärungen kommen, würde "unvermeidlich suggeriert", diese widersprächen der Kuppelinschrift. In Artikel 1 heißt es: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Und: "Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt."

Der vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) aus mehren Bibelversen zusammengesetzte und beim Wiederaufbau des Schlosses rekonstruierte Schriftzug lautet: "Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )
Quelle:
KNA