Theologe Häring fordert von Bischöfen Verzicht auf Vetorecht

"Die religiöse Würde steht ihnen nicht zu"

Der Theologe Hermann Häring hat die katholischen Bischöfe in Deutschland aufgefordert, auf ihre Vetorechte beim Reformprozess Synodaler Weg zu verzichten. Sie sollten als "Angeklagte nicht ihr eigenes Urteil mitgestalten", sagte er.

Bischöfe Stephan Burger (2.v.l.) und Helmut Dieser (m.) bei der Synodalversammlung / © Harald Oppitz (KNA)
Bischöfe Stephan Burger (2.v.l.) und Helmut Dieser (m.) bei der Synodalversammlung / © Harald Oppitz ( KNA )

Fehlverhalten und falsches Selbstverständnis von Bischöfen stünden im Zentrum der aktuellen Krise der Kirche, schreibt der Theologe Hermann Häring (84) am Wochenende in einem Diskussionsbeitrag auf seinem Blog. Daher sei nicht zu verstehen, dass "ausgerechnet unsere Bischöfe als Wahrer ihrer eigenen Privilegien und Interessen die Beschlüsse des Synodalen Wegs blockieren können".

Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Häring fügt hinzu: "Im Gegenteil wäre es angemessen, wenn sie bei den anstehenden Fragen ihre Abstimmungsrechte überhaupt ruhen ließen, denn keinem Angeklagten steht es zu, einen Urteilsspruch über sich selbst mitzugestalten oder gar zu verhindern."

Widerstände auch beim Papst

Häring, der Professor in Tübingen und Nijmegen war, sieht den Synodalen Weg auf einem wenig erfolgsversprechenden Weg, weil die Kompetenzen nicht klar geregelt seien. Schon die vorangegangenen Gesprächsprozesse und die Beschlüsse der Würzburger Synode der westdeutschen Diözesen (1971-1975) seien vielfach versandet und blockiert worden.

Papst Franziskus am Fenster des Apostolischen Palasts beim Mittagsgebet am 12. Juni 2022 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus am Fenster des Apostolischen Palasts beim Mittagsgebet am 12. Juni 2022 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Allmählich wächst die Furcht, dass sich die Geburtsfehler des Beginns nicht mehr ausgleichen lassen, denn neben Kardinal Woelki, Bischof Voderholzer und ihren Kampfgenossen haben sich weltweit Widerstände formiert", schreibt der 84-Jährige mit Blick auf den 2019 eröffneten Synodalen Weg. "Neuerdings soll sich Papst Franziskus, von tendenziösen Berichten beeinflusst, die böse Bemerkung geleistet haben, man brauche keine zweite Evangelische Kirche, ganz als ob wir noch eine reaktionäre Kurie bräuchten."

"Falsche Theologie"

Kritisch setzt sich Häring auch mit dem "Orientierungstext" als Grundlage des Synodalen Wegs auseinander. Er präsentiere eine "auf Harmonie bedachte Kriterienliste der altwehrwürdigen katholischen Theologie mit ihren normativ gedachten Auskunftsinstanzen von Schrift, Tradition, Glaubenssinn, Theologie und authentischem Lehramt". "Höchstens erzreaktionäre Gestalten könnten sich von ihm distanzieren, weil er ihnen nicht autoritär genug ist. Faktisch legitimiert er die Amtspraxis der Kirchenleitungen sowie die Praxis lehramtlicher Unterwerfung."

Aus Sicht des Theologen geht der Text "ideologiekritischen Fragen konsequent aus dem Weg". Neue theologische Erkenntnisse wie "eine historische Bibelkritik, die keinen obrigkeitsfreundlichen Stein auf dem anderen ließ". oder eine Sprach- und Mythenkritik nehme der Orientierungstext nicht auf.

"Die aktuelle (weltweite) Lawine von Skandalen bringt den Stand der Kleriker (der die Bischöfe einschließt) nicht deshalb in eine prekäre Situation, weil sie unethisch handeln, sondern weil man ihnen eine religiöse Würde und Unberührbarkeit zuspricht, die ihnen nicht zusteht", schreibt Häring. "Sie sind Opfer (und oft Täter) einer falschen Theologie", die "vielfach mit dem traditionellen Menschen-, Kirchen- und Gottesbild verkoppelt" sei.

Papst äußert sich kritisch zu deutschem Synodalem Weg

Papst Franziskus hat sich kritisch und ironisch über einige Ideen des Reformprojekts Synodaler Weg in Deutschland geäußert. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview wiederholte er lachend einen Satz, den er dem deutschen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing gesagt hatte: "Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei von ihnen."

Papst Franziskus stützt seinen Kopf auf eine Hand und blickt gedankenversunken / ©  Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus stützt seinen Kopf auf eine Hand und blickt gedankenversunken / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA