Technischer Leiter der Kölner Dombauhütte erklärt Rauchübung

"Wie eine Schneekanone"

Gestern waberte dichter Rauch durch den Dom, gefährdet war aber niemand. Die Feuerwehr hat den Qualm eingeleitet als Übung für den Ernstfall. Michael Bastgen von der Dombauhütte erklärt, wie die Proben mit der Feuerwehr gelaufen sind.

Viel Qualm im Dom, aber keine Gefahr: die Entrauchungs-Übung / © Niclas Carl
Viel Qualm im Dom, aber keine Gefahr: die Entrauchungs-Übung / © Niclas Carl

DOMRADIO.DE: Erzählen Sie doch mal, wie das gestern im Kölner Dom ausgesehen hat. War das wirklich alles voll dichtem Qualm?

Michael Bastgen, Dombauhütte Köln (DR)
Michael Bastgen, Dombauhütte Köln / ( DR )

Michael Bastgen (Technischer Leiter der Kölner Dombauhütte): Wir haben mit künstlichem Qualm und Nebel in den Dom geleitet und verschiedene Szenarien durchgespielt.

Mit einem Löschunterstützungsfahrzeug, das können Sie sich vorstellen wie eine Schneekanone, haben wir dann versucht die Luftströmung zu verstärken, so dass möglichst viel Qualm und Rauch aus dem Dom herauszieht. Und das hat erstaunlich gut geklappt.

DOMRADIO.DE: Wie viel Feuerwehrleute waren da im Einsatz?

Michael Bastgen

"Dieser Einsatz war ein Experiment und alle wollten mal sehen, wie gut er funktionieren wird."

Bastgen: Da war einmal der komplette Löschtrupp Strunden der Freiwilligen Feuerwehr Köln im Einsatz, der wir sehr dankbar dafür sind, und dazu kamen verschiedene Feuerwehrleute aus der Leitung und Einsatzplanung, um sich das Ganze mal anzuschauen. Dieser Einsatz war ein Experiment und alle wollten mal sehen, wie gut er funktionieren wird.

Die Kölner Feuerwehr am Kölner Dom mit Gerät zur Entrauchungs-Übung / © Niclas Carl
Die Kölner Feuerwehr am Kölner Dom mit Gerät zur Entrauchungs-Übung / © Niclas Carl

DOMRADIO.DE: Hat es denn so gut funktioniert, wie die Feuerwehr sich das vorgestellt hat?

Bastgen: Man kann sich keine Wunder erhoffen. Wenn sich der Rauch erst mal im Dom verteilt hat, zieht der nicht mal eben heraus. Aber den natürlichen Luftzug konnten wir so sehr deutlich verstärken, so dass der Rauch wesentlich schneller verzog, als wir das von anderen Veranstaltungen kennen, in denen wir schon mal mit Nebel gearbeitet haben. Es hat erstaunlich gut funktioniert.

Spezielles Gerät für die Feuerwehrübung im Kölner Dom / © Niclas Carl
Spezielles Gerät für die Feuerwehrübung im Kölner Dom / © Niclas Carl

DOMRADIO.DE: Was hätte denn im schlimmsten Fall passieren können?

Bastgen: Wir haben natürlich alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Unsere Restauratorinnen und Restauratoren haben sich um die Kunstwerke und die Fenster gekümmert und haben bereit gestanden, falls was passiert. Wir waren ja selber aufgeregt, ob irgendwas passieren kann.

Die Feuerwehr hat uns da beruhigt. Die haben schon mehr Erfahrung mit diesem Gerät und dann ist auch nichts Negatives passiert. Wir hatten ein bisschen Angst, was ein so starker Luftzug anrichten kann. Sie müssen sich vorstellen, das dieses Gerät normalerweise zur Entrauchung von Straßentunneln oder Fabrikhallen genutzt. Wir konnten uns kein Bild davon machen, was wir für einen Wirbelsturm damit im Dom erzeugen. Aber der ist ausgeblieben, so wie die Feuerwehr uns das versprochen hatte.

DOMRADIO.DE: Qualm und Rauch können sehr, sehr giftig sein. Was war das gestern für ein Rauch?

Michael Bastgen

"Wir haben einen Nebel auf Wasserbasis verwendet, den man aus der Disco kennt."

Bastgen: Wir haben sehr genau darauf geachtet, dass der Rauch dem Dom nicht schaden kann. Wir haben einen Nebel auf Wasserbasis verwendet, den man von Veranstaltungen, Konzerten oder aus der Disco kennt, der sich relativ schnell verteilt. Dadurch konnten wir an verschiedenen Orten im Dom diese Nebelmaschinen aufstellen und lokale Brände simulieren um unser Experiment durchzuführen. Der Nebel war aber total ungefährlich.

Viel Rauch im Dom - die Feuerwehr übt für den Ernstfall / © Niclas Carl
Viel Rauch im Dom - die Feuerwehr übt für den Ernstfall / © Niclas Carl

DOMRADIO.DE: Die Kölnerinnen und Kölner sind ja immer sehr aufmerksam und sensibel, wenn es um ihren Dom geht. Gab es besorgte Anrufe oder sonstige Reaktionen?

Bastgen: Davon habe ich nichts mitbekommen. Die Feuerwehr war natürlich informiert. Wir hatten vorher auch eine Pressemitteilung rausgegeben, damit niemand die Katastrophe wittert. Ob es da jetzt einzelne Anrufe gab, weiß ich nicht. Allerdings ist der Nebel auch mehr oder weniger im Raum geblieben. Im Dachstuhl hat er sich etwas ausgebreitet, aber ich glaube nicht, dass es große Rauchschwaden über dem Dom gegeben hat.

DOMRADIO.DE: Wann findet die nächste große Entrauchungsübung statt?

Bastgen: Das war jetzt mein erster Test. Wir wollten sehen, wie gut dieses Gerät im Dom funktioniert und das war sehr positiv. Jetzt müssen wir erst mal in die Auswertung gehen. Und dann haben wir mit der Feuerwehr besprochen, dass wir in Zukunft unterschiedliche Brand-Szenarien durchspielen, weil es extrem auf den Einzelfall ankommt, was in Brand stehen würde.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
DR