Tausende protestieren gegen "Hogesa"-Kundgebung

Stadtgesellschaft auf den Beinen

Bei der Hogesa-Demo am Sonntag musste die Polizei gegen gewaltbereite Teilnehmer und Linksautonome eingreifen. Die Kölner Stadtgesellschaft war bei den friedlichen Gegendemos dabei, sagte Hannelore Bartscherer vom Kölner Katholikenausschuss.

Demo gegen Fremdenfeindlichkeit in Köln / © Marius Becker (dpa)
Demo gegen Fremdenfeindlichkeit in Köln / © Marius Becker ( dpa )

Das zeige die auch die enorme Bandbreite der Künstler, die beim Bühnenprogramm auftraten, so Bartscherer am Montagmorgen gegenüber domradio.de. Aufgetreten waren unter anderem Ludwig Sebus und Kasalla. Ein breites Bündnis von "Köln stellt sich quer", "Arsch huh", "Birlikte" und weiteren Gruppen hatte zu Gegendemos und Kundgebungen gegen die Hogesa-Demo aufgerufen.

Ein Polizeisprecher bestätigte am Sonntagnachmittag gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) den Einsatz von Pfefferspray und Wasserwerfern. Rund 3.500 Beamte waren im Einsatz. Mehr als 10.000 Menschen protestierten nach Veranstalterangaben friedlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Ihre Demonstrationen und ein Friedensfest mit Musik- und Kulturprogramm richteten sich gegen eine Kundgebung der "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa), zu der laut Polizei höchstens tausend Teilnehmer kamen - deutlich weniger als erwartet. Vor einem Jahr waren bei Straßenschlachten von Hogesa-Anhänger und der Polizei rund 50 Beamte verletzt worden. Während damals die Innenstadt Schauplatz des Geschehens war, hatten die Behörden die rechte Kundgebung diesmal ins rechtsrheinische Deutz verlegt.

Bahnhof im Stadtteil Deutz zeitweise gesperrt

Dort wurde der Bahnhof zeitweise gesperrt. Rund um die Versammlungsorte gab es nach Polizeiangaben immer wieder vereinzelte Zusammenstöße. Die Beamten gingen nach Angaben des Sprechers gegen mehrere Gruppen beider Lager vor, die offensichtlich Gewalt gesucht hätten. Gegen rund 150 Linksautonome, die nach der Auflösung einer Sitzblockade Polizisten angriffen, wurden Pefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Ein Polizist wurde verletzt, als sein Streifenwagen von einem Vermummten beworfen wurde.

Die Polizei setzte auch Wasserwerfer ein, nachdem Einsatzkräfte mit Steinen beworfen worden seien. Wie viele Menschen insgesamt verletzt wurden, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen. Mindestens ein Demonstrant sei festgenommen und sechs in Gewahrsam genommen worden.

Tausende Teilnehmer demonstrierten friedlich gegen Fremdenfeindlichkeit

Tausende Teilnehmer der Demonstrationen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus zogen nach einer Auftaktveranstaltung am Mittag über die Rheinbrücke nach Köln-Deutz. Dort fand auf zwei Bühnen ein Kulturprogramm mit Musik, Kabarett und Reden statt. Daran beteiligten sich unter anderem die Bands Brings und Höhner, der Kabarettist Wilfried Schmickler und Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche. Der Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine nahm ebenfalls an einem Demonstrationszug gegen Rechts teil.

In anderen Stadtteilen fanden ebenfalls Kundgebungen und Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass statt. "Wir stehen nicht für Engstirnigkeit, Rassismus und Gewalt, sondern für ein friedliches Zusammenleben, für Vielfalt, für Verständigung, für eine solidarische Stadtgesellschaft und für die Vertiefung des Zusammenhalts im Alltag", sagte ein Sprecher des Anti-Rechts-Bündnisses.

Rechte Demonstranten reisten aus ganz Deutschland an

Die aus verschiedenen Städten angereisten Hooligans und Rechtsextremisten wurden von der Polizei auf Waffen, Pyrotechnik und Alkohol durchsucht. Erst danach wurden sie in Polizeibegleitung zum Kundgebungsplatz gelassen. Die Polizei hatte rund ein Dutzend Wasserwerfer im Einsatz. Zudem kreiste seit dem Vormittag ein Polizeihubschrauber über dem Demonstrationsplatz der fremdenfeindlichen Gruppierungen. Im gesamten Stadtgebiet von Köln wurden verdächtige Personengruppen kontrolliert.

Das Oberverwaltungsgericht in Münster hatte am Samstag die Entscheidung des Polizeipräsidiums Köln als rechtmäßig bestätigt, die "Hogesa"-Kundgebung unter der Überschrift "Köln 2.0" vom Kölner Zentrum nach Deutz zu verlegen. Dort sollte nach der "Hogesa"-Versammlung am späten Nachmittag eine Kundgebung der fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung stattfinden. Angemeldet wurde sie vom örtlichen "Pegida"-Ableger "Kögida".


Quelle:
epd