Tausende Menschen erneut auf der Flucht

Neues Elend im Kongo

Im Osten Kongos Kivu sind erneut Tausende Menschen auf der Flucht. Das UN-Flüchtlingshilfswerk spricht von etwa 13.000 Kongolesen, die nach Uganda geflohen sind. Grund sind neue Kämpfe zwischen Rebellen und Armee sowie brutale Überfälle von Bewaffneten auf die Zivilbevölkerung.

 (DR)

Damit hielten sich nun rund 27.000 Flüchtlinge aus dem Kongo in Uganda auf. Seit August seien wegen der immer wieder aufflammenden Gewalt etwa eine Viertelmillion Menschen in Nord Kivu vertrieben worden.

Den Angaben zufolge bemüht sich ein UNHCR-Team in der ugandischen Stadt Ishasha um den Weitertransport und Nothilfe für die Flüchtlinge. Augenzeugen berichteten von schweren Massakern der Rebellentruppen im Distrikt Rutshuru. Dabei seien nur männliche Heranwachsende verschont und anschließend entführt worden. In den Kämpfen zwischen Armee und Rebellen spielen Kindersoldaten eine häufige Rolle.

"Ein solches Zögern gab es nicht auf dem Balkan"
Der frühere Nothilfe-Koordinator und Vize-Generalsekretär für Humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen, Jan Egeland, forderte am Donnerstag einen effektiven internationalen Truppeneinsatz im Kongo. Im britischen Sender BBC warf er der Weltgemeinschaft vor, Afrika sicherheitspolitisch gegenüber anderen Weltgegenden zu "diskriminieren". "Ein solches Zögern gab es nicht auf dem Balkan, dem Irak oder im weiteren Mittleren Osten", sagte der Norweger. Er gehört auch zu den 16 Unterzeichnern eines Briefes an die EU, der die Entsendung europäischer Truppen in den Kongo fordert.

Am Mittwoch hatte sich der Vorsitzende der unabhängigen Wahlkommission im Kongo, Apollinaire Muholongo Malumalu, für einen Einsatz von EU-Truppen ausgesprochen. Eine militärische Intervention der Europäischen Union würde er "sehr begrüßen", sagte der katholische Geistliche und Bürgerrechtler in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zusätzlich zur angekündigten Verstärkung der UN-Friedensmission könnten die EU-Truppen in den besonders umkämpften Gebieten für Stabilität sorgen.

Seit Mitte der 90er Jahre sind in den Kongo-Kriegen schätzungsweise fünf Millionen Menschen ums Leben gekommen. An den Konflikten in der rohstoffreichen Region im Osten des Landes sind immer wieder auch bewaffnete Gruppen aus den Nachbarstaaten wie Ruanda und Uganda beteiligt. Eine treibende Kraft bei den jüngsten Auseinandersetzungen sind Rebellen der CNDP unter Führung von Laurent Nkunda.