Bischof Jung kritisiert Solidaritätsaktionen für verurteilten Pfarrer

Tatsachen nicht verdrehen

Mit einer Unterschriftenaktion will eine Initiative im Bistum Würzburg den wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz Bad Bocklet" unterstützen. Der Würzburger Bischof Franz Jung reagiert erbost.

Bischof Franz Jung im Portrait / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz Jung im Portrait / © Harald Oppitz ( KNA )

Er hat sich nun von der Aktion distanziert. In einer am Montag in Würzburg veröffentlichten Erklärung forderte er die Organisatoren und Unterzeichner auf, das Urteil und das Leid der Betroffenen zu akzeptieren und Tatsachen nicht zu verdrehen. Die Aktionen konterkarierten in "bizarrer und skandalöser Weise" das Bemühen des Bistums Würzburg um Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und verursachten schwersten Schaden für Pfarrei, Bistum und Kirche insgesamt.

Sie ließen, so der Bischof, mit Erschrecken erkennen, dass offensichtlich in Teilen der innerkirchlichen Öffentlichkeit noch immer nicht angekommen sei, dass sexueller Missbrauch ein Verbrechen sei, das nicht geduldet werden könne.

Priester wird nicht zurückkehren

Als Bischof stellte er zudem klar: "Der verurteilte Priester wird definitiv nicht mehr in die Pfarreiengemeinschaft 'Heiliges Kreuz Bad Bocklet' zurückkehren und hat auf die Pfarreien verzichtet. Alle weiteren Maßnahmen der Diözese gegenüber dem Priester werden im kirchlichen Verfahren geklärt."

Jung reagierte damit auf mehrere Unterschriftensammlungen in der Pfarreiengemeinschaft für einen Pfarrer. Dieser war im August 2020 vom Amtsgericht Bad Kissingen wegen des sexuellen Missbrauchs in zwei Fällen an einer zur Tatzeit zwölfjährigen Ministrantin verurteilt worden.

Er erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten sowie eine Geldstrafe von 1.200 Euro. Die Berufung vor dem Landgericht Schweinfurt nahmen sowohl der Geistliche als auch die Staatsanwaltschaft nach einer erneuten Zeugenaussage der Betroffenen zurück. Damit wurde das Urteil des Amtsgerichts rechtskräftig.

Bistum hatte Fall öffentlich gemacht

Die Argumentation der Pfarreimitglieder stützt sich laut Medienberichten auf Aussagen der Frau, die Taten nicht als Missbrauch empfunden zu haben. Zudem berufen sie sich auf angebliche Aussagen des Pfarrers. Ein Teil fordere daher die Wiedereinsetzung des Priesters, weil er unschuldig sei, so die Berichte.

Ein anderer Teil appelliere an den Bischof, beim laufenden kirchenrechtlichen Verfahren mildernde Umstände walten zu lassen. Das Bistum hatte den Fall im Frühjahr 2019 öffentlich gemacht und dem Pfarrer die Ausübung seines priesterlichen Dienstes untersagt. Dies gelte weiterhin.


Quelle:
KNA