Theologe fordert sensiblen Umgang der Liturgie mit Missbrauch

Taten nicht überspielen

Der Theologe Benedikt Kranemann mahnt auch beim liturgischen Umgang mit Missbrauchsbetroffenen und -tätern höchste Sensibilität an. Im Mittelpunkt müsse auch hier immer die Sorge um die Betroffenen stehen.

Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

"Es darf keine liturgische Praxis im Umgang mit Missbrauchstätern geben, über die nicht im Blick auf die Opfer und am besten im Gespräch mit ihnen entschieden wird", sagte Kranemann im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.

In der katholischen Kirche sei man den Missbrauchsbetroffene und ihrem Leiden längst nicht umfassend gerecht geworden, so dass es für manche "wie ein Hohn klingt, wenn nun bereits über Seelsorge für Täter nachgedacht wird", so der Professor für Liturgiewissenschaften an der Universität Erfurt. Aber man könne den Fragen nicht aus dem Weg gehen, wie man mit Priestern, die sich des Missbrauchs schuldig gemacht haben, nach deren Tod liturgisch umgehen sollte.

Betroffene ein weiteres Mal allein gelassen

"Im Umgang mit Missbrauchstätern, ihrem Gedenken und ihrer Grabstätte darf es ein Überspielen oder Überdecken von Geschichte nicht geben.

Die Leiden der Opfer sind so unermesslich, dass sie nicht rituell verkleistert werden dürfen", hob Kranemann hervor. Das sei die ethische Dimension von Liturgie: "Es darf keine liturgische Praxis geben, die so tut, als gäbe es die Taten nicht. Oder noch schlimmer: Die die Taten überspielt und letztlich zu ihrer Verdrängung und ihrem Vergessen beiträgt." Damit würde zum einen die Liturgie beschädigt, zum anderen würden die Betroffenen ein weiteres Mal alleingelassen.


Prof. Benedikt Kranemann / © Harald Oppitz (KNA)
Prof. Benedikt Kranemann / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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