Synodaler Weg beschließt Reformtexte und vermeidet Spaltung

Weder Spaltung noch Nationalkirche

Mit Debatten, Kompromissen und Beschlüssen zu kirchenpolitischen Reformen ist am Samstag die letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs in Deutschland zu Ende gegangen. Die Präsidenten der Versammlung zogen eine sehr positive Bilanz.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Abschluss der Fünften Synodalversammlung (KNA)
Abschluss der Fünften Synodalversammlung / ( KNA )

Durch Enthaltungen ermöglichten konservative Bischöfe die Annahme auch strittiger Vorlagen, etwa bei den Themen "geschlechtliche Vielfalt" oder bei der Frage, welche Mitwirkungsrechte Frauen im sakramentalen Handeln der Kirche künftig haben sollen.

Die Sitzungen fanden von Donnerstag bis Samstag in einem Tagungszentrum der Frankfurter Messe statt, 210 Synodale sowie rund 20 internationale Beobachter nahmen teil. Im Jahr 2026 soll eine weitere Synodalversammlung darüber beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind.

Am Samstag wurden die noch fehlenden 20 Mitglieder für einen 74 Mitglieder zählenden "Synodalen Ausschuss" gewählt. Dieser soll die noch nicht erledigten Aufgaben des Reformprojekts fortführen und die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche fortsetzen wollen.

Synodaler Ausschuss

Der Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll dieEinrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In dem neuen Gremium wollen Bischöfe und katholische Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen, die sie bei dem im März beendeten Synodalen Weg begonnen haben.

Symbolbild Abstimmung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Abstimmung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zölibat, Frauenpredigt, Segensfeiern

Die Synodalversammlung sprach sich dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Bei anderen Themen beschloss die Versammlung für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Reformen. So soll Frauen und nicht geweihten Männern künftig die Predigt in Gottesdiensten gestattet werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen.

Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen. Als letzter Text wurde ein Votum verabschiedet, das eine Öffnung des Diakonats in der katholischen Kirche für Frauen fordert.

Ein Text mit "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" wurde einstimmig in Erster Lesung angenommen. Zur weiteren Beratung an den Synodalen Ausschuss wurde ein Text verwiesen, der eine gleichberechtigte Beteiligung von Laien an Grundsatzentscheidungen in der Kirche vorsieht. Gegen eine solche Selbstbeschränkung bischöflicher Vollmachten hatte der Vatikan im Vorfeld deutliche Warnungen ausgesprochen.

Synodaler Weg wird ernstgenommen

Fünfte Synodalversammlung, Irme Stetter-Karp (li.), Bischof Georg Bätzing / © Arne Dedert (dpa)
Fünfte Synodalversammlung, Irme Stetter-Karp (li.), Bischof Georg Bätzing / © Arne Dedert ( dpa )

Die Präsidenten der Versammlung, Bischof Georg Bätzing und die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, werteten vor Journalisten die Ergebnisse als Erfolg und würdigten die Kompromissfähigkeit. Bätzing betonte, der Synodale Weg werde auch in Rom und in der katholischen Weltkirche "sehr ernst genommen". Er führe weder in eine Spaltung, noch sei er der Beginn einer Nationalkirche. Man habe stets unterschieden zwischen Beschlüssen, die von Bischöfen vor Ort umgesetzt werden können, und "Themen, die wir nicht alleine, sondern nur im Konsens mit der Weltkirche weiterentwickeln können". Auch dafür brauche es weltweit "Beratungen und Beschlüsse im synodalen Stil", Rom sei "nicht alleine die Entscheidungsinstanz".

Stetter-Karp erklärte: "Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern." An einer solchen Veränderung komme die Kirche aber nicht vorbei, wenn sie ins 21. Jahrhundert kommen wolle. "Wer den Missbrauchsskandal ernst nimmt, muss ganz klar an strukturellen Veränderungen arbeiten", so die Vorsitzende des Laiendachverbands.

Synodaler Rat bis 2026

Für die kommenden Jahre kündigte sie an, dass der Synodale Rat bis 2026 umgesetzt werden soll. Auf dem Weg zur Weltsynode in Rom im Oktober 2023 und 2024 würden die deutschen Katholiken nun ihre "Netzwerke stärken". Sie fügte hinzu: "Wir sind verbunden mit vielen Katholikinnen und Katholiken in anderen Ländern, die Vertrauen in uns setzen. Die mit uns zusammen die Kirche in die Zukunft bringen wollen."

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bezeichnete die Beschlüsse des Synodalen Wegs als "historisch" und erklärte, er selbst habe noch vor wenigen Jahren nicht geglaubt, dass man so weit kommen werde.

Mitglieder der Initiative Maria 1.0 demonstrieren beim Auftakt zur fünften Synodalversammlung am 9. März 2023 in Frankfurt. Im Hintergrund stehen Frauen der Initiative Maria 2.0. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Mitglieder der Initiative Maria 1.0 demonstrieren beim Auftakt zur fünften Synodalversammlung am 9. März 2023 in Frankfurt. Im Hintergrund stehen Frauen der Initiative Maria 2.0. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Kleinere Demos am Rande

Begleitet wurde die Versammlung von kleineren Demos vor dem Tagungsort. Demonstranten forderten eine Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche, andere warnten mit Transparenten vor "Häresie und Schisma".

Nach dem Ende der Versammlung stand ein Abschlussgottesdienst im Frankfurter Dom auf dem Programm. Hauptzelebranten waren der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic. Statt einer Predigt gab es drei "geistliche Impulse". Die Schlussworte sprachen die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs, Stetter-Karp und Bätzing.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA