Synodale Kohlberger ist optimistisch in Bezug auf Reformen

"Ich werde meinen Kampf nicht aufgeben"

Mit dem Ende des Synodalen Wegs ist es nicht vorbei, sagt die junge Synodale Viola Kohlberger. Dem Vatikan wirft sie im Bezug auf den Synodalen Rat mangelndes Verständnis vor. Dass jeder geweiht werden kann, hält sie für überfällig.

Viola Kohlberger spricht am 4. September 2020 auf der Regionenkonferenz der Synodalversammlung in München / © Robert Kiderle (KNA)
Viola Kohlberger spricht am 4. September 2020 auf der Regionenkonferenz der Synodalversammlung in München / © Robert Kiderle ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie machen sich sehr für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche stark. Wie würden Sie denn bewerten, was da bisher erreicht worden ist?

Viola Kohlberger (Junge Synodale und Doktorandin der Katholischen Theologie): In Beschlüssen haben wir bislang sehr wenig erreicht. Aber es war auch nicht davon auszugehen, dass wir beispielsweise die Weiheämter für alle Geschlechter auf dem Synodalen Weg beschließen und das dann morgen umgesetzt wird.

Wir haben es aber geschafft, darüber noch einmal mehr ins Gespräch zu kommen und uns klar zu positionieren. Mit uns meine ich ganz viele Menschen in der katholischen Kirche, die beispielsweise keine Lust mehr auf Diskriminierung aufgrund des Geschlechts haben.

Viola Kohlberger hält ein Abstimmungsgerät während der dritten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Viola Kohlberger hält ein Abstimmungsgerät während der dritten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Auch Sie fühlen sich von der Kirche ungerecht behandelt. Warum gehen Sie nicht einfach?

Kohlberger: Es ist meine Kirche und die will ich nicht irgendwelchen Menschen überlassen, die finden, dass es eine gute Idee ist, die Welt in Schwarz und Weiß einzuteilen. Es geht darum, gemeinsam den Glauben zu in verschiedenen Glaubensgemeinschaften leben.

Ich möchte das in der katholischen Kirche machen und das werde ich nicht aufgeben, nur weil die menschengemachten Strukturen Gleichberechtigung momentan noch nicht ermöglichen oder vorsehen.

DOMRADIO.DE: Es gibt Menschen, die sagen, Frauen können gar nicht in der Art und Weise als Nachfolgerinnen von Jesus Christus handeln, der ja ein Mann war, und deswegen auch keine Priesterinnen oder Diakoninnen sein. Sie sind Theologin. Was halten Sie von diesem Argument?

Kohlberger: Das sind meiner Meinung nach keine Argumente, die tatsächlich Relevanz besitzen. Sie werden immer wieder verwendet. Vielleicht haben sie deshalb schon aus der Tradition heraus eine Relevanz, aber sonst nicht. Das ist theologisch nicht haltbar.

Es gibt so viele Argumente für die Weihe von Menschen jeden Geschlechts, dass wir das jetzt auch endlich mal umsetzen sollten.

DOMRADIO.DE: Vor kurzem ist aus dem Vatikan wieder Gegenwind zum Synodalen Weg gekommen. Es hat ein Veto gegen die Gründung von Synodalen Räten gegeben. Was erwarten Sie da für die kommenden drei Tage?

Kohlberger: Wer sich die Begründung des Vatikans gut durchgelesen hat, hat gemerkt, dass da ganz wenig Verständnis dafür da ist, was wir im Synodalen Weg eigentlich machen. Wir werden die Macht der Bischöfe nicht aushebeln. Das war nie der Plan des Synodalen Wegs. In der Satzung ist auch festgehalten, dass das gar nicht möglich ist.

Ich bin gespannt, ob wir den Handlungstext gemeinsam beraten und entscheiden, wo es um Synodalität auf Pfarr- und Diözesanebene geht und ihn beschließen können.

Ich hoffe sehr, dass sich gerade die Bischöfe, Erzbischöfe und Weihbischöfe nicht durch Rom einschüchtern lassen, sondern sehen, dass eine selbst verantwortete, geteilte Verantwortung nur Vorteile hat.

Viola Kohlberger (Junge Synodale und Doktorandin der Katholischen Theologie)

"Das war nie der Plan des Synodalen Wegs."

DOMRADIO.DE: Was tun Sie und die jungen Synodalen, um die Herren vor Ort noch zu überzeugen?

Kohlberger: Wir setzen unsere Bemühungen natürlich fort. Wir reden nicht nur auf dem Synodalen Weg miteinander, sondern auch zwischendrin und machen klar, wie wichtig es gerade in unserer Gesellschaft ist, die Ungleichberechtigung auch in der Kirche zu bekämpfen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Ungleichberechtigung, dieses System immer noch dazu führt, dass es so viel Missbrauch gibt. Wir müssen deshalb unbedingt daran arbeiten, das auszuräumen. Die Macht- und Gewaltenteilung ist ein Weg dafür.

DOMRADIO.DE: Nehmen wir mal an, dass am 11. März klar ist, dass der Synodale Weg scheitert. Was machen Sie dann?

Kohlberger: Ich werde meinen Kampf nicht aufgeben und ich weiß auch nicht, wie er genau scheitern sollte, weil wir die Beschlüsse auch erst mal umsetzen müssen.

Es geht am Ende um die Rezeption der Texte, also um die Umsetzung in den einzelnen Diözesen. Da werden wir weiter dranbleiben und da werde ich auch weiter dranbleiben. Ich komme aus dem Bistum Augsburg. Wir werden schauen, dass wir da vorankommen und es kein "One hit Wonder" war, sondern dass wir da weitergehen.

Mit dem Ende des Synodalen Weg ist es nicht vorbei. Vielmehr haben wir dann den Synodalen Ausschuss, der im Synodalen Rat enden soll. Es sind ganz viele Anfänge gelegt worden. Die wollen wir weiter verfolgen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Was wurde bei der vierten Synodalversammlung beschlossen?

Insgesamt berieten die gut 200 Delegierten der vierten Synodalversammlung über 8 Papiere, ursprünglich waren 14 vorgesehen. Vier Texte wurden in Zweiter Lesung verabschiedet; einer scheiterte an einer Sperrminorität von Bischöfen. Drei Texte standen in Erster Lesung zur Debatte und sind deswegen noch nicht beschlossen, auch wenn die jeweiligen Abstimmungsergebnisse Rückschlüsse auf die grundsätzliche Akzeptanz der jeweiligen Anliegen erlauben.

Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )
Quelle:
DR