ZdK-Vize erwartet von Synodalversammlung Entscheidungen

"Das geht nicht ohne Beulen"

An diesem Donnerstag startet die letzte Synodalversammlung in Frankfurt. Claudia Nothelle hofft auf eine gute Gesprächsatmosphäre und wichtige Entscheidungen. Die Einheit der Weltkirche sieht sie dabei nicht in Gefahr.

Die Journalistin Claudia Nothelle auf der dritten Synodalversammlung am 5. Februar 2022 in Frankfurt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Die Journalistin Claudia Nothelle auf der dritten Synodalversammlung am 5. Februar 2022 in Frankfurt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie geht es Ihnen diese Woche mit dem aktuellen Stand der Dinge?

Neues ZdK Präsidium v.l.n.r. Birgit Mock, Prof. Dr. Thomas Söding, Dr. Irme Stetter-Karp, Prof. Dr. Claudia Nothelle, Wolfgang Klose (ZdK)
Neues ZdK Präsidium v.l.n.r. Birgit Mock, Prof. Dr. Thomas Söding, Dr. Irme Stetter-Karp, Prof. Dr. Claudia Nothelle, Wolfgang Klose / ( ZdK )

Claudia Nothelle (Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken / ZdK): Wir sind sehr gespannt, angespannt kann man auch sagen. Es ist nicht so, dass wir da hingehen und sagen: Wird schon alles gut gehen in Frankfurt. Sondern wir wissen, wie viel an dem hängt, was wir jetzt von Donnerstag bis Samstag in Frankfurt debattieren und verabschieden. Auch an der Frage, wie wir debattieren, ob wir es hinbekommen zu zeigen: Ja, Synodalität ist möglich. Das geht nicht ohne Kratzer, das geht nicht ohne Beulen.

Der Papst hat immer von einer Kirche, die auch Beulen aushalten muss, gesprochen. Wir werden das da erleben. Aber uns ist es wichtig, es am Ende so hinzubekommen, dass wir zeigen: Ja, wir entscheiden etwas, es verändert sich etwas, es bewegt sich etwas.

Wir haben noch in allen vier großen Themen des Synodalen Wegs wichtige Papiere und damit Entscheidungen. Es geht ja nicht um das Papier als solches, sondern es geht um die Entscheidungen, die Veränderungen, die da dranhängen. Die haben wir auf der Tagesordnung stehen.

Zum Bereich die priesterliche Lebensform: Wie geht es mit der Rolle der Priester weiter? Es geht um die Frage und die Rolle der Frauen: Welche Rolle und Möglichkeiten haben sie in der Kirche? Und wie sieht es aus mit einer geforderten Gleichberechtigung und dem Zugang zu den Ämtern und den Weihen? Es geht um die Sexualmoral: Wie reagieren wir darauf entsprechend? Und es geht um die Frage: Wie kriegen wir Synodalität nachhaltig gestärkt, eben auch in Bistümern und Gemeinden? Also vier große Themenblöcke, mit denen wir uns noch einmal beschäftigen werden.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Am Ende entscheidet der Papst. Und der findet das, was in Deutschland gerade verhandelt wird, gar nicht mal so gut. Wie empfinden Sie das?

Nothelle: Es gibt ja einige Dinge, die wir durchaus auch hier in Deutschland entscheiden können. Ich erinnere nur mal an die Grundordnung für die Menschen, die bei der katholischen Kirche, bei der Caritas, in katholischen Einrichtungen arbeiten. Da hat sich im Arbeitsrecht einiges bewegt und geändert und dafür war #OutInChurch ein wichtiger Anstoß.

Darüber haben wir auch beim Synodalen Weg geredet. Es gibt durchaus Schritte und Dinge, die wir hier im Rahmen der Möglichkeiten des Kirchenrechts und in Deutschland entscheiden können. Trotzdem wissen wir, dass der Papst, der Vatikan – auch da muss man noch mal genau hinschauen, wo die kritischen Stimmen herkommen –, dass aber auch Menschen weltweit sehr genau darauf schauen: Was machen die da eigentlich, was tut sich da?

Es gab die Briefe aus dem Vatikan, es gab Interviews vom Papst, in denen er auch gesagt hat: Das ist ja alles so elitär, was dort passiert. Das ist für uns schon ein schwieriger Punkt, denn wir würden uns wünschen, dass wir miteinander reden können. Und das nicht über Interviews oder Briefe oder irgendwelche Brieffreundschaften, wo nur ein Teil der Briefe bekannt ist und kommuniziert wird, sondern unser Wunsch ist, miteinander zu sprechen.

DOMRADIO.DE: Wie schätzen Sie denn diese Äußerungen des Papstes ein? Sein Nuntius hat den Bischöfen auf der Bischofskonferenz kürzlich noch mal eine klare Ansage zu diesem Thema gemacht und vor weitreichenden Reformen gewarnt. Wie fühlt sich das an für Sie?

Nothelle: Das fühlt sich natürlich sehr schwierig an, denn das ist die Äußerung mitten in einem laufenden Prozess, der seit über zwei Jahren läuft. In der Zeit hat es kaum einen Dialog mit dem Vatikan gegeben. Wenn ich mitbekomme, was die Bischöfe von ihrem Ad-limina-Besuch berichtet haben, da gab es einige Ansätze, aber auch nicht allzu ausführlich. Wir als mitverantwortliche Laien sind nicht gefragt worden, sind nicht im Gespräch mit involviert. Und das ist der Hauptpunkt. Da wird etwas angesagt, so und so soll es sein. Wir werden dennoch unsere Gespräche, unsere Verhandlungen beim Synodalen Weg zu Ende führen und werden beschließen, was zu beschließen ist, wenn es funktioniert.

Claudia Nothelle (Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken/ZdK)

"In der Zeit hat es kaum einen Dialog mit dem Vatikan gegeben."

So hat es ja auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, immer wieder gesagt und betont, dass wir das, was wir dann dort beschließen und nicht allein in Deutschland entscheiden können, nach Rom bringen und in die Debatte in der Weltkirche einbringen. Ganz wichtig ist auch: Wir wissen, dass wir mit unseren Themen nicht allein sein.

Es heißt ja immer, nur wir hier in Deutschland hätten diese Themen. Wir haben inzwischen so viele Rückmeldungen von Katholikinnen und Katholiken weltweit bekommen, die sagen: Glaubt doch nicht, dass uns die Themen nicht auch bewegen und beschäftigen. Das haben wir durchaus auch von Bischöfen gehört und von den Laienorganisationen dort. Das wird sich weiter bewegen und man wird die Themen nicht einfach totschweigen können.

DOMRADIO.DE: Von Reformgegnern kommt ja häufig genau dieses Argument: Die geplanten Reformen in Deutschland würden die Einheit der Weltkirche gefährden. Sehen Sie die Gefahr gar nicht?

Nothelle: Nein. Ich sehe die Gefahr nicht. Natürlich müssen wir uns alle immer wieder darum bemühen, miteinander im Gespräch zu bleiben und zwar von allen Beteiligten her. Aber wir sind eine Weltkirche, die auch jetzt in unterschiedlichen Themen unterschiedlich unterwegs ist. Blicken wir mal darauf, in welchen Ländern und Regionen der Welt es das Amt des Ständigen Diakons gibt und wo nicht. Das wäre schon mal ein kleiner Ansatzpunkt.

Es gibt einfach Regionen der Welt, die anders aufgestellt sind und nicht alle machen alles gleich. Dennoch sind wir eine große und eine gemeinsame Weltkirche. Alle, die in Frankfurt dabei sind, wenn ich das so verfolge, fasziniert dieser weltweite Gedanke. Und wenn es unser Ansinnen wäre zu spalten, dann würden wir uns nicht so darum mühen, zur gemeinsamen Entscheidung und Beschlüssen zu kommen und zu schauen, dass wir das nach Rom tragen und auch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Weltkirche zu diskutieren.

Claudia Nothelle (Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken/ZdK)

"Es gibt einfach Regionen der Welt, die anders aufgestellt sind und nicht alle machen alles gleich."

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich ganz konkret für diese letzte Runde in Frankfurt?

Nothelle: Ich wünsche mir eine wirklich gute und aufgeschlossene Gesprächsatmosphäre, ein wirkliches Zuhören, einen Austausch und am Ende natürlich sehr, sehr gern klare Ergebnisse, mit denen wir weitermachen können und wissen: In Deutschland wird die Synodalität nicht mit diesem Wochenende abgeschlossen, sondern wir gehen danach in eine nächste Runde.

Das Interview führte Verena Tröster.

Quelle:
DR