Synagogen-Attentäter von Pittsburgh vor Gericht

"Brutaler, kaltblütiger Akt des Hasses"

In den USA hat der Strafprozess gegen den mutmaßlichen antisemitischen Massenmörder von Pittsburgh begonnen. Am Montag ging es am Bundesgericht in Pennsylvania zunächst um die Auswahl der Geschworenen.

Schülerinnen der Yeshiva School of Pittsburgh gedenken des tödlichen Anschlags auf Juden / © Charles Fox (dpa)
Schülerinnen der Yeshiva School of Pittsburgh gedenken des tödlichen Anschlags auf Juden / © Charles Fox ( dpa )

Der 50-jährige Robert Bowers hatte laut Anklage am 27. Oktober 2018 in der "Tree of Life"-Synagoge in Pittsburgh acht Männer und drei Frauen erschossen. Nach dem Massenmord wurden wüste antisemitische Hasstexte aus sozialen Medien bekannt, die Bowers gepostet haben soll.

"Jüdische Tradition" lehne die Todesstrafe ab

Wie die Zeitung "Pittsburgh Post-Gazette" berichtete, wurden potenzielle Geschworene am Montag in dem Prozess nach ihrer Haltung zur Todesstrafe befragt. Bowers droht die Hinrichtung. Mitglieder der drei Gemeinden, die in der Synagoge zusammenkommen, haben dazu unterschiedliche Auffassungen vertreten. Die "jüdische Tradition" lehne die Todesstrafe ab, erklärte Rabbiner Jonathan Perlman von der "New Light"-Gemeinde in einem Schreiben. Der Täter solle "den Rest seines Lebens" eingesperrt werden, um mit seiner Tat leben zu müssen.

"Brutaler, kaltblütiger Akt des Hasses und der Gewalt"

Angehörige von neun der elf Opfer schrieben jedoch in der "Pittsburgh Jewish Chronicle", Bowers habe die Todesstrafe verdient für seinen "brutalen, kaltblütigen Akt des Hasses und der Gewalt".

Mehrere Verteidiger sind für Bowers im Einsatz. Besondere öffentliche Beachtung findet die Anwältin Judy Clarke. Sie hat mehrere berüchtigte Täter verteidigt, die nur zu lebenslanger Haft und nicht zum Tod verurteilt worden sind, darunter den wegen tödlicher Paketbomben 1998 verurteilten Ted Kaczynski und Jared Lee Loughner. Letzterer hatte 2011 sechs Menschen ermordet und die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords schwer verwundet.

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
epd