"Super-Tuesday" in den USA: Vorentscheidung nur bei den Republikanern

Vieles bleibt offen

Bei den Vorwahlen am so genannten Super Tuesday in den USA hat es einen klaren Triumph für den Republikaner John McCain gegeben. Im Duell zwischen den Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama ist dagegen kein Ende in Sicht. Die frühere First Lady konnte allenfalls einen Etappensieg gegen den afro-amerikanischn Senator erzielen. Obama gewann nach Berechnungen von US-Fernsehsendern in 14 Bundesstaaten, Clinton in acht, darunter aber gewichtige wie New York und Kalifornien. Im Interview: USA-Experte Patrick Keller von der Universität Bonn.

 (DR)

In Kalifornien als Kandidat ganz vorne zu stehen sei nicht nur aufgrund der Größe des Staates und der damit verbundenen Delegiertenstimmen wichtig, erklärt USA-Experte Keller. "Kalifornien ist auch deshalb interessant, weil es so verschiedenartig ist." Das betreffe sowohl die ethnische als auch die soziale Zusammensetzung. "Das ist ein guter Anzeiger dafür, wo ein Kandidat steht. Auf die ganze Nation gerechnet", betont Keller.

Die Reden der beiden demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und Hillary Clinton am Ende des "Super Tuesday" in den USA hörten sich gleichermaßen wie Siegesreden an. "Wir müssen nicht auf die Endergebnisse warten", sagte Obama, als er gegen Mitternacht in Chicago vor seine Anhänger trat, "um zu wissen, dass unsere Zeit gekommen und unsere Bewegung Wirklichkeit ist." Eine halbe Stunde zuvor hatte Clinton in New York im Namen ihrer Partei den Republikanern den Kampf angesagt und dabei ebenfalls so geklungen, als stünde sie schon als die Präsidentschaftskandidatin fest. Dabei haben die Vorwahlen zur US-Präsidentschaft in 22 Staaten für die Demokraten noch keine endgültige Entscheidung gebracht. Clinton siegte in den wichtigen Nordost-Staaten New York, New Jersey und Massachussetts, in Tennessee, Arkansas und Oklahoma sowie im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien über Obama. Der afro-amerikanische Senator aus Illinois hingegen gewann in seinem Heimatstaat sowie in Connecticut, Georgia, Alaska, Utah, Missouri, Alabama und Delaware.

Entscheidender Triumph in Kalifornien
Dennoch sieht es danach aus, als hätte der Dienstag weder Clinton noch Obama einen entscheidenden Vorteil im Kampf um die Delegiertenstimmen zum Wahlparteitag im August gebracht. Lediglich ihren Sieg in Kalifornien konnte Clinton als entscheidenden Triumph des Abends verbuchen. Doch da bei den demokratischen Vorwahlen nicht wie in einigen Staaten bei den Republikanern der Mehrheitsträger alle Mandate für den Parteitag zugeteilt bekommt, bedeutet auch dieses Ergebnis nicht, dass man Clinton schon jetzt als mutmaßliche Präsidentschaftskandidatin bezeichnen kann.

Die demokratischen Kandidaten erhalten die Delegiertenstimmen im Proporz zu den gewonnenen Wahlbezirken. So hatte Hillary Clinton nach Angaben des Fernsehsenders CNN um 10.30 Uhr (MEZ) 740 Delegiertenstimmen und Obama 659. Für eine Nominierung braucht ein Kandidat jedoch 2025 Stimmen. Es ist also noch immer ein weiter Weg bis zu einer Entscheidung. So gelobten auch beide Bewerber, bis zum August weiter zu kämpfen. Clinton forderte gar gleich am Dienstagabend bis zu den nächsten Vorwahlen in Ohio am 4. März eine wöchentliche TV-Debatte gegen Obama.

Ein "unangenehmer" Spitzenkandidat
Bei den Republikanern immerhin scheint der "Super Tuesday" Klarheit gebracht zu haben. Nach seinen Siegen in neun Staaten gilt der 71 Jahre alte Senator John McCain aus Arizona praktisch als der sichere Präsidentschaftskandidat seiner Partei. McCain hatte nach Auszählungsstand von Mittwochvormittag 575 von 1 191 Delegiertenstimmen, sein schärfster Rivale Mitt Romney lag abgeschlagen mit nur 250 auf Rang zwei. Der ehemalige Baptistenprediger Mike Huckabee gewann zwar in fünf Staaten, ist mit nur 160 Delegiertenstimmen im Rennen um die Kandidatur jedoch chancenlos.

Für die Republikaner bedeute das, einen "unangenehmen" Spitzenkandidaten zu haben, so Keller. "McCain ist kein Vertreter des republikanischen Mainstreams." Letztendlich hätten sich die republikanischen Wähler aber an der "Frage des Charakters" orientiert. Das habe McCain weitergebracht. "Er ist da immer jemand gewesen, der für Geradlinigkeit stand und der immer das gesagt hat, was er selber auch geglaubt hat", sagt Keller. "Das haben die Wähler bei Romney nicht gesehen."

Auch McCains eindeutiger Ausspruch für den Irak-Krieg habe ihm nach Meinung Kellers geholfen. "Jetzt wo dort die Nachrichten zumindest etwas besser werden, hilft ihm das natürlich ungemein mit den konservativen Wählern."

"Ich liebe zwar die Rolle des Underdogs", sagte McCain, dessen Wahlkampf vor einem Jahr bereits wegen Finanzierungsproblemen als praktisch beendet galt, in seiner Rede in Arizona. "Aber ich werde mich wohl langsam damit abfinden müssen, dass ich nun der Favorit der republikanischen Partei bin." Seine Rivalen wollten sich allerdings trotz ihrer schwindenden Aussichten nicht geschlagen geben und kündigten an, bis zum August weiter zu machen. "Wir werden weiter kämpfen, bis zum Parteitag und bis ins Weiße Haus", sagte Mitt Romney am Ende des Abends. Angesichts des "Super Tuesday" Ergebnisse eine reichlich optimistische Prognose.