US-Wahlkampf: Das christlich-konservative Lager vor dem "Super Tuesday"

Wer bietet den Huckabee-Mix?

Gespannt schaut die Welt am Dienstag in die USA: Beim "Super Tuesday" bestimmen die Mitglieder und Anhänger der Parteien ihren Favoriten in insgesamt 24 US-Staaten. Einige Kandidaten werden nach diesem Tag aus dem Rennen ausscheiden. Die große Frage lautet dann: Welchen Kandidaten unterstützen deren Wähler. Religion und Lebensschutz spielen im US-Wahlkampf eine große Rolle. "Am Ende werden aber wohl die Wirtschaft und der Krieg den Ausschlag geben", hat Birgit Schmidt im Gespräch mit US-Katholiken vor dem "Super Tuesday" erfahren.

 (DR)


"Wenn das Leben nicht respektiert wird, dann ist der Rest unwichtig", so einer der Gottesdienstbesucher, mit denen Birgit Schmidt in Dallas gesprochen hat. Religion in der Politik stört hier niemanden. Es sei so traurig, dass die Europäer keine Liebe, kein Leben und keine Religion hätten, so ein Vorurteile auf der anderen Seite des Atlantiks.

Der Baptist Mike Huckabee, Ex-Gouverneur aus Arkansas, ist der Favorit vieler Katholiken. Er war als unbekannter politischer Außenseiter angetreten und hatte in den ersten Vorwahlrunden sensationell abgeschnitten. Am Dienstag kann Huckabee mit einem Wahlsieg in seinem Heimatstaat Arkansas rechnen. Eventuell könnte er sogar in einigen Südstaaten, im sogenannten Bibel-Gürtel der USA, Siege erringen.

Doch landesweit ist Huckabee aufgrund der erforderlichen Delegiertenstimmen schon jetzt ins Hintertreffen geraten. Die religös konservativen Wähler, die er innerhalb kurzer Zeit begeistern konnte, stehen bei seinem Ausscheiden ohne natürlichen Kandidaten da. Wie die Wahlergebnisse der beiden vergangenen US-Wahlen zeigen, sind die rund 44 Millionen christlich-konservativen Wähler des Landes jedoch eine Größe, um die jeder republikanische Kandidat werben muss. Im Jahr 2000 verhalfen sie dem amtierenden US-Präsidenten George W. Bush zum überraschenden Wahlsieg. Im Jahr 2004 sicherten sie ihm eine zweite Amtszeit.

Keine wirklich attraktive Alternativen
Und dieses Jahr - wem gelten die Sympathien, wenn nicht Huckabee? Mit McCain und Romney bieten sich zwei Kandidaten, die aus christlicher Sicht keine wirklich attraktive Alternative darstellen. McCain gilt zwar als zuverlässiger Gegner der Abtreibung, politisch aber als zu liberal. Sein Rivale, Ex-Gouverneur Mitt Romney, ist erfolgreicher Unternehmer - aber Mormone. Das Gros der christlich-konservativen Wähler misstraut beiden.

Kein Kandidat bietet den religösen chrsitlich-konservativen Wählern den besonderen Huckabee-Mix aus sozialem Konservativismus und ökonomischem Populismus. McCain vertrete moralische und ethische Werte, die die Zentristen und Progressiven unter dieser Gruppe attraktiv fänden, meint David Gushee, Professor für Christliche Ethik an der Mercer University Atlanta. Er sei entschieden gegen Folterpraktiken der US-Regierung eingetreten und zeige Engagement für die Umwelt. Zahlreiche Evangelikale nehmen es dem nie um deutliche Worte verlegenen McCain aber übel, dass er sie während seines Wahlkampfs um die Präsidentenkandidatur im Jahr 2000 als Agenten der Intoleranz bezeichnet hatte.

Romney, der Mormone, wiederum ist ihnen in der Abtreibungsfrage zu liberal. Zu guter Letzt könnten sich die evangelikalen Wähler hinter dem Kandidaten versammeln, der bei den landesweiten Wahlen im November die besten Chancen hat. Schließlich geht es allen Republikanern darum, das ihrer Meinung nach noch größere Übel zu verhindern: Eine Präsidentin Hillary Clinton.

Wahrhaftige Glaubenszeugnisse gefragt
Weltkirchenrats-Generalsekretär Samuel Kobia fordert gerade von den demokratischen Kandidaten mehr Wahrhaftigkeit in ihrem Glaubenszeugnis. Bewerber wie die Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama sowie der Republikaner John McCain sollten ihre Religiosität in ihrem alltäglichen Verhalten beweisen.

Der Generalsekretär wies darauf hin, dass auch die beiden demokratischen Präsidentschaftsbewerber Obama und die Methodistin Clinton regelmäßige Kirchgänger seien.
Beispielsweise setze sich Obama vorbildlich in seiner Kirchengemeinde ein, sagte der Kenianer Kobia. Obama gehört der protestantischen United Church of Christ (Vereinigte Kirche Christi) an, Clinton ist evangelisch-methodistisch.

Von Adrienne Woltersdorf (KNA)