Südafrika stellt sich auf den Tod seines Nationalhelden Nelson Mandela ein

Blumen, Briefe und Gebete

Nelson Mandelas Gesundheitszustand gilt seit dem Wochenende als kritisch.Vor dem Krankenhaus in Pretoria, in dem der schwer kranke Ex-Präsident behandelt wird, versammelten sich am Mittwoch zahlreiche Menschen singend und betend.

 (DR)

Der Zaun des Krankenhauses etwas außerhalb der Innenstadt von Pretoria füllte sich mit bunten Plakaten und Blumen, Kinderzeichnungen, Luftballons und Briefen. "Werde bald wieder gesund", war zu lesen. "Tata, wir lieben dich" und "Madiba, wir brauchen dich", schrieben bangende Menschen in verschiedenen Sprachen. Tata ist Zulu und heißt "Vater", Madiba ist Mandelas Clan-Name. Südafrika hat elf Landessprachen, und der kranke Mandela gilt als Vater der Nation, der das Land zusammenhält. Als Symbol für Mandelas lebenslangen Einsatz für Freiheit ließ ein Mann am Dienstag weiße Tauben vor dem Krankenhaus frei.

Der 94-jährige Friedensnobelpreisträger liegt seit mehr als zwei Wochen in der Klinik in der Hauptstadt Pretoria. Medienberichte vom Dienstag, wonach er künstlich beatmet wird, wurden von offizieller Seite weder bestätigt noch dementiert. Das Büro von Präsident Jacob Zuma hatte am Montag lediglich erklärt, Mandelas Gesundheitszustand sei kritisch.

Weltweite Gebete

Weltweit beteten die Menschen für den Friedensnobelpreisträger. Der Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, besuchte Mandela am Dienstagabend am Krankenbett. "Gewähre ihm, so bitten wir, eine ruhige Nacht und ein friedliches, vollkommenes Ende", sagte er.

Mandelas Frau Graça Machel und den anderen Angehörigen sprach er laut Medienberichten Kraft zu "in dieser schwierigen Zeit des Zuschauens und Wartens". An Gott appellierte er: "Nimm ihnen die Angst, so dass sie ihrer Trauer begegnen und diese vor Dich bringen können."

Auch Ex-US-Außenministerin Hillary Clinton twitterte, sie habe Mandela, seiner Familie und seinem Land Gebete und gute Wünsche geschickt. Sie und ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, gelten als enge Freunde der Mandela-Familie.

Sowohl auf der Straße vor der Klinik als auch vor dem Haus Mandelas in Johannesburg harrten, wie schon seit Tagen, Journalisten aus aller Welt aus. Anwohner versorgten sie mit Lebensmitteln und vermieteten Vorgärten an Fernseh-Teams.

Symbol für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung

Mandela gilt weltweit als Symbol für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. Wegen seines Kampfes gegen das rassistische Apartheid-Regime in Südafrika war er 27 Jahre im Gefängnis. 1990 wurde er freigelassen und handelte mit seinen politischen Gegnern den friedlichen Übergang zur Demokratie aus. 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten gewählt. 1999 gab er das höchste Staatsamt ab.

Angehörige Mandelas waren am Dienstag in Mandelas Heimatort Qunu mit Ältesten zusammengetroffen und hatten die Begräbnisstätte der Familie besucht. Bei dem Treffen soll es laut südafrikanischen Medien Streit gegeben haben über die Frage, wo Mandela beerdigt werden soll.

 


Quelle:
epd