Suche nach geklautem Nazi-Schriftzug von Auschwitz

Polen setzen hohe Belohnung aus

Die polnischen Ermittlungsbehörden fahnden weiter nach dem vor einigen Tagen gestohlenen Nazi-Schriftzug "Arbeit macht frei" am Eingangstor des früheren deutschen Konzentrationslagers Auschwitz. Wer das symbolträchtige Metallschild abmontiert haben könnte und wie es abtransportiert wurde, ist noch völlig unklar. Um die historisch wertvolle Toraufschrift zurückzubekommen, haben die polnischen Behörden die Belohnung drastisch erhöht.

 (DR)

Für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen, sei nun eine Belohnung von 115 000 Zloty (rund 28 000 Euro) ausgesetzt, wie die Zeitung «Rzeczpospolita» am Wochenende berichtete. Zuvor lag die Belohnung bei 5000 Zloty (rund 1200 Euro). Von den Tätern fehlt weiterhin jede Spur.

Das Gelände des Lagers Auschwitz wird dem Bericht zufolge zwar mit Kameras überwacht. Aber die Nachtaufnahmen seien für eine Auswertung unbrauchbar. Auch das Eingangstor werde von Kameras gefilmt, aber die Bilder seien nur live im Internet zu sehen und würden nicht aufgezeichnet.

Nach Angaben der polnischen Nachrichtenagentur PAP wurden die vier Wachleute des Museums, die zur Tatzeit Dienst hatten, von der Polizei vernommen. Die Vernehmung habe allerdings zu keinen neuen Erkenntnissen geführt, hieß es.

Unterdessen spekulieren polnische Medien darüber, wer für den Diebstahl verantwortlich sein könnte. Es wird unter anderem vermutet, dass Neonazis das Schild gestohlen haben könnten oder dass womöglich ein Sammler von Devotionalien den Diebstahl in Auftrag gab. Zudem wird der Wahrheitsgehalt der Aussagen der Wächter angezweifelt. Diese gaben an, die Polizei erst eine Stunde, nachdem sie den Verlust des Schildes bemerkt hatten, verständigt zu haben. Sie hätten die Diebe erst auf eigene Faust suchen wollen, sagten die Wachleute.

Das Schild wurde nach Angaben des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in der Nacht zum Freitag gestohlen. Noch am selben Tag wurde eine Kopie der Originalinschrift über dem Eingangstor angebracht. Die Täter drangen nach Angaben der Polizei vermutlich zwischen 3.00 und 5.00 Uhr durch eine Lücke in der Mauer auf das Museumsgelände ein.

Zum Konzentrationslager (KZ) Auschwitz (Oswiecim) zählten das Stammlager Auschwitz I, das benachbarte Vernichtungslager Auschwitz-II-Birkenau (Brzezinka) und das KZ Auschwitz III Monowitz (Monowice), ein Arbeitslager mit Zwangsarbeitern für die frühere Chemiefabrik IG Farben. In Birkenau, dem größten deutschen Vernichtungslager der Nazis, wurden schätzungsweise 1,1 Millionen Menschen ermordet, mehrheitlich Juden. Das KZ Auschwitz steht deswegen wie kein anderer Ort für die Schrecken des Holocaust. Der Schriftzug «Arbeit macht frei» war am Eingang zum Stammlager angebracht. Das B in dem in Großbuchstaben geschriebenen Wort Arbeit ist falsch herum verschweißt, mit dem großen Bogen oben.