Studie: Haushaltshilfen entlasten die "Silver Society"

Suche nach der Perle

Schon jetzt sind 21 Prozent der Bundesbürger über 65 Jahre alt. Viele wünschen sich ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden - und engagieren Haushaltshelfer zur Entlastung.

Autor/in:
Christoph Arens
Senioren sollen bei Hitze viel trinken / © Freeograph (shutterstock)
Senioren sollen bei Hitze viel trinken / © Freeograph ( shutterstock )

Sie werden gerne ein wenig gönnerhaft als "Perle" bezeichnet: Sie helfen im Haushalt, putzen und kochen oder übernehmen einen Teil der Gartenarbeit. Gute und zuverlässige Haushaltshilfen sind begehrt - und werden in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger.

Das jedenfalls besagt eine am vergangenen Mittwoch in Bochum veröffentlichte Forsa-Studie für die Minijob-Zentrale der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Bereits 42 Prozent der Menschen zwischen 65 und 69 Jahren beschäftigen demnach eine Haushaltshilfe.

Dieser Anteil steigt bei Senioren ab 75 Jahren auf 53 Prozent und erhöht sich ab dem 80. Lebensjahr auf 68 Prozent. Sie ermöglichen es den Befragten, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben und die Lebensqualität zu verbessern - gerade dann, wenn die Kinder und Enkelkinder weit entfernt leben.

Experte: "Kinder delegieren Aufgaben an Haushaltshilfe"

"Erwachsene Kinder sind beruflich bedingt häufiger als früher nicht in der Lage zur Unterstützung oder leben zu weit entfernt", sagt der Zürcher Soziologe und Experte für Generationenfragen, Francois Höpflinger, in der Studie. "Das führt zunehmend dazu, dass Kinder Aufgaben an Haushaltshilfen delegieren. Sie engagieren sich aber, indem sie einen Teil oder den Großteil der entsprechenden Kosten übernehmen."

Bereits jeder Fünfte in Deutschland ist über 65 Jahre alt. Experten sprechen daher von einer "Silver Society". Ihre Bedürfnisse haben sich im Vergleich zu früheren Generationen deutlich verändert: Sie wollen so lange wie möglich zu Hause leben (99 Prozent), legen Wert auf ein eigenständiges Leben (93 Prozent) und haben viel Zeit zur Verfügung.

"Neue Generationen von Senioren haben höhere Ansprüche, etwa in den Bereichen Mobilität, Technik, Offenheit für Neues, Konsumverhalten, Qualität, Bildungsniveau und Informationsbeschaffung", betont Höpflinger. Als wirklich alt verstünden sich erst die über 80-Jährigen.

Senioren schaffen sich Unterstützungsnetzwerk

"Aus der Umfrage geht hervor, dass eine häusliche Unterstützung fest zum Leben älterer Menschen dazugehört und Unabhängigkeit schafft", so Heinz-Günter Held, Geschäftsführer der Knappschaft-Bahn-See. Aus Sicht der Befragten steigt die Lebensqualität mit der Beschäftigung einer Haushaltshilfe spürbar (90 Prozent) und ermöglicht Senioren, sich Dingen zu widmen, die ihnen im Leben wichtig sind (81 Prozent).

Viel stärker als früher bauen sich Senioren ein breites Unterstützungsnetz auf. Neben Haushaltshilfen suchen sich die Befragten auch Hilfe bei Freunden, Bekannten und der Familie (51 Prozent). Professionelle Betreuungskräfte haben mit vier Prozent nur einen geringen Stellenwert. Dabei liegt der Anteil an familiären Helfern in den neuen Bundesländern sogar bei 75 Prozent, während er in den alten Bundesländern mit 47 Prozent knapp die Hälfte einnimmt.

Mit dem Alter ändern sich die Bedürfnisse: Jeder dritte über 80-Jährige (75 Prozent) erhält häusliche Unterstützung, weil manche Arbeiten im Haushalt körperlich schwer fallen. "Ab 80 Jahren ist sowohl der Bedarf an Haushaltshilfen als auch an professionellen Betreuungskräften am höchsten", ergänzt Held.

Viele der Befragten suchen gezielt Entlastung. 84 Prozent derjenigen, die Unterstützung im Haushalt bekommen, lassen sich beim Putzen, Bügeln und Waschen helfen.

Tätigkeiten, die auch als Hobby ausgeführt werden können, wie Kochen oder im Garten arbeiten, geben sie seltener ab: 43 Prozent vertrauen bei der Garten- und Balkonarbeit auf helfende Hände, bei der Zubereitung von Mahlzeiten lässt sich jeder Vierte (28 Prozent) unterstützen.

Aus Sicht der Knappschaft-Bahn-See benötigen Haushaltshilfen angesichts ihrer wachsenden Bedeutung auch mehr Wertschätzung. "Die Anmeldung von Haushaltshilfen bei der Minijob-Zentrale bietet Vorteile und sichert beide Seiten im Falle eines Unfalls ab", betont Geschäftsführer Held.


Quelle:
KNA