Stückls "Romeo und Julia" erhält in Oberammergau großen Applaus

Shakespeare im Passionstheater

Bekannte Gesichter und neue Laiendarsteller sind diesmal bei der Aufführung von Shakespeares Klassiker im Passionsspielhaus zu erleben. Wer sich bewährt, dürfte Chancen haben, bei der nächsten Passion 2030 dabei zu sein.

Die Neuinszenierung von Romeo und Julia hat nicht viel mit dem Italien des 16. Jahrhunderts zu tun, wie das Original. / © Arno Declair / Passionstheater Oberammergau
Die Neuinszenierung von Romeo und Julia hat nicht viel mit dem Italien des 16. Jahrhunderts zu tun, wie das Original. / © Arno Declair / Passionstheater Oberammergau

Im Oberammergauer Passionstheater hat am Freitagabend unter großem Beifall William Shakespeares "Romeo und Julia" Premiere gefeiert. Regisseur Christian Stückl setzte auf bewährte und neue Laiendarsteller. Für die bunten Kostüme und markanten Hüte der verfeindeten Familien Montagues und Capulets sowie das aus zwei farbenprächten Häusern bestehende Bühnenbild zeichnete Stefan Hageneier verantwortlich. Dazu sorgten Chor und Orchester, deren Mitglieder wie die Schauspielenden gleichfalls aus der Gemeinde kommen, für die musikalische Begleitung. Die eigens geschaffenen Kompositionen schuf Markus Zwink.

Für das Liebespaar wählte Stückl zwei Newcomer aus: Eva Norz spielte eine selbstbewusste Julia im roten Kleid, Yannick Schaap einen draufgängerischen und zugleich romantischen Romeo in Biker-Kluft. Die beiden Jesus-Darsteller der letzten Passion 2022 waren auch mit von der Partie: Frederik Mayet begnügte sich mit der eher kleinen Rolle von Romeos Vater. Rochus Rückel verkörperte dessen Neffe Mercutio als ein halbstarkes Gangmitglied, dem vor handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Feinden nicht bange ist und der dies am Ende mit dem Leben bezahlt. Auffällig war die oft rüde und zotenhafte Sprache, die der Regisseur den jungen Männern in den Mund gelegt hat.

Barock-Arie für Julias Mutter

Viel Applaus gab es auch für Maria Buchwieser. Sie spielte nicht nur Julias Mutter, sondern machte zudem mit ihrer Sopran-Stimme auf sich aufmerksam. Zwink hatte ihr eine Arie im Barock-Stil geschrieben, innerhalb derer sie die Verlobung ihrer Tochter mit Graf Paris nachdrücklich besiegelte.

Geboten wurde ein Sommertheater mit engagierten Mitwirkenden, die 160 Minuten eine bekannte Geschichte mit Tragik und Humor auf die Bühne bringen. Zu erleben ist "Romeo und Julia" im Passionstheater noch insgesamt sechsmal: Am 18., 19., 25. und 26. Juli sowie am 1. und 2. August, jeweils um 20 Uhr.

Im Passionstheater wird derzeit Romeo und Julia von Shakespeare aufgeführt. / © Arno Declair / Passionstheater Oberammergau
Im Passionstheater wird derzeit Romeo und Julia von Shakespeare aufgeführt. / © Arno Declair / Passionstheater Oberammergau

Stückl, Zwink und Hageneier haben auch die Passionsspiele seit Jahrzehnten prägend mitgestaltet. Die weltbekannten Spiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen. Über 2.000 einheimische Laiendarsteller, Sänger und Musiker wirkten beim letzten Mal mit – fast die Hälfte der Dorfbewohner.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )
Quelle:
KNA