Studie zeigt Vorurteile gegenüber Juden und Muslimen

Bildung baut Ressentiments ab

Der Schulbesuch in Deutschland trägt einer Untersuchung zufolge zum Abbau von Vorurteilen gegenüber anderen Kulturen und Religionen bei. Das zeigt das Ergebnis einer vorgestellten Studie auf Grundlage des Integrationsbarometers 2020.

Autor/in:
Birgit Wilke
Frauen mit Kopftuch (shutterstock)

Demnach sind Befragte mit Migrationshintergrund, die in Deutschland die Schule besucht haben, seltener antisemitisch oder antimuslimisch eingestellt als jene, die in einem anderen Land zur Schule gegangen sind. Grundlage für die vorgestellte Studie ist das Integrationsbarometer 2020 des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR).

Generell seien antisemitische und antimuslimische Einstellungen in Deutschland weiterhin kein Randphänomen: Sie seien bei Menschen ohne und mit Zuwanderungsgeschichte weit verbreitet, hieß es.

Das Integrationsbarometer ist den Angaben zufolge eine repräsentative Umfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. Es misst demnach das Integrationsklima. Für das Integrationsbarometer 2020 wurden zwischen November 2019 und August 2020 insgesamt 15.095 Personen bundesweit interviewt.

Regelmäßiger Kontakt zu Personen anderer Herkunft

Bei Menschen, die regelmäßig Kontakt zu Personen anderer Herkunft hätten, seien Ressentiments deutlich seltener. So hätten sich Befragte mit und ohne Migrationshintergrund, die Menschen mit anderer Herkunft in ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis haben, seltener antimuslimisch geäußert.

Insgesamt seien Vorbehalte gegenüber Muslimen bei Menschen mit Migrationshintergrund, die nicht selbst dem muslimischen Glauben angehören, größer. Knapp 43 Prozent von ihnen sagen, dass der Islam in die Gesellschaft passe. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund meinten dies mehr als die Hälfte.

Ein Lehrer im Unterricht / © Drazen Zigic (shutterstock)
Ein Lehrer im Unterricht / © Drazen Zigic ( shutterstock )

Bei antimuslimischen Einstellungen unterscheiden sich laut Studie Christinnen und Christen mit Migrationshintergrund deutlich von jenen ohne Migrationshintergrund. Während diese zu Musliminnen und Muslimen eher positiv eingestellt seien als Personen ohne Religionszugehörigkeit, zeigten Erstere im Vergleich häufiger antimuslimische und antiislamische Haltungen.

Statistisch gesehen nehmen Menschen mit Migrationshintergrund häufiger eine antisemitische Haltung ein. Nach Auswertung der Daten seien antisemitische Einstellungen unter türkeistämmigen Musliminnen und Muslimen zum Teil religiös-theologisch begründet. Die Haltung von arabischstämmigen Zugewanderten sei dagegen eher auf das politisch-gesellschaftliche Narrativ im Herkunftsland zurückzuführen.

Menschen mit Migrationshintergrund, die sich aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert fühlten, neigten häufiger zu antisemitischen Einstellungen als andere Personen.

Aufgabe für die Politik

Als Handlungsempfehlungen gaben die Autoren der Studie der Politik mit auf den Weg, interkulturelle und interreligiöse Kontakte vor allem auf kommunaler Ebene zu stärken und dabei möglichst muslimische Organisationen einzubinden. Zudem empfahlen sie, das Wissen um und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust zu vertiefen - in der Schule und auch in Integrationskursen. Imame sollten zudem verstärkt in Deutschland ausgebildet werden.

Zwei Jungen mit Kippa in Hamburg in der Talmud Tora Schule / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Zwei Jungen mit Kippa in Hamburg in der Talmud Tora Schule / © Daniel Bockwoldt ( dpa )

Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, erklärte, sie finde hohe Zustimmungswerte zu klassisch antisemitischen Einstellungen bei türkeistämmigen Befragten besonders besorgniserregend. "Solchen Haltungen müssen wir entgegenwirken." Sehr bedenklich sei auch, dass etwa ein Drittel der Befragten über alle Gruppen hinweg der Meinung sei, dass die Religionsfreiheit für Muslime und Musliminnen eingeschränkt werden müsse.

Integrationsbeauftragte sieht Rechtsextremismus als größte innere Gefahr 

Anlässlich des Gedenkens an die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren hat die Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan Anstrengungen der Bundesregierung im Kampf gegen den Rechtsextremismus zugesagt. "Der Rechtsextremismus ist weiterhin die größte innere Gefahr", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Das gehen wir aber auch als Bundesregierung an." 

Demonstration gegen Rechtsextremismus / © Uwe Zucchi (dpa)
Demonstration gegen Rechtsextremismus / © Uwe Zucchi ( dpa )
Quelle:
KNA