Studie: Streumunition trifft fast ausnahmslos Zivilisten

Aus dem Alltag gerissen

Die weltweit in vielen militärischen Konflikten eingesetzte Streumunition trifft einer Studie zufolge fast ausnahmslos die Zivilbevölkerung. 98 Prozent von über 11.000 dokumentierten Opfern seien Menschen, die "aus dem Alltag gerissen werden, während sie auf dem Feld oder im Garten arbeiten oder spielen", heißt es in einer am Donnerstag in Berlin vorgestellten Studie der Hilfsorganisation "Handicap International".

 (DR)

Die weltweit in vielen militärischen Konflikten eingesetzte Streumunition trifft einer Studie zufolge fast ausnahmslos die Zivilbevölkerung. 98 Prozent von über 11.000 dokumentierten Opfern seien Menschen, die "aus dem Alltag gerissen werden, während sie auf dem Feld oder im Garten arbeiten oder spielen", heißt es in einer am Donnerstag in Berlin vorgestellten Studie der Hilfsorganisation "Handicap International". Betroffen seien insgesamt 24 Länder, vor allem in Südasien.

Tatsächliche Zahl der Opfer auf rund 100.000 geschätzt
Da die meisten Unfälle nicht registriert würden, wird die tatsächliche Zahl der Opfer auf rund 100.000 geschätzt. Die meisten von ihnen sind der Studie zufolge Männer und Jungen (84 Prozent), erläuterte die Sprecherin von Handicap International Deutschland, Eva Maria Fischer. 40 Prozent der Unfälle verliefen tödlich.

Der Leiter des Aktionsbündnisses Landmine, Thomas Küchenmeister, forderte die Bundesregierung auf, die Lagerung, Produktion und den Export der Waffen zu verbieten. Dabei verwies er auf die Fehlerquote, die weitaus höher sei als von den Produzenten angegeben.

Besonders betroffen: Länder in Südostasien
Es sei zynisch, zwischen gefährlicher und ungefährlicher Streumunition zu unterscheiden, ergänzte er. Hintergrund ist die Einschätzung des Bundesverteidigungsministeriums, dass Streumunition mit einer Blindgängerquote von unter einem Prozent exportiert werden darf. Selbstzerstörungsmechanismen, die verhindern sollen, dass die Munition noch lange Zeit explosionsbereit bleibt, funktionierten regelmäßig nicht, unterstrich Küchenmeister. In Deutschland sind dem Aktionsbündnis zufolge die Firmen Rheinmetall, EADS und Diehl oder deren Tochterfirmen an Herstellung, Entwicklung und Export von Streumunition und Verlegesystemen beteiligt.

Besonders betroffen von Streumunition sind Länder in Südostasien, wo noch drei Jahrzehnte nach dem Vietnam-Krieg die Hälfte aller Unfälle auf Kriegsreste zurückzuführen ist, heißt es in der Studie. Besonders viele Opfer ermittelte "Handicap International" in Laos (4.813), im Irak (2.060), in Vietnam (1.275), in Afghanistan (701) und im Libanon (494). Der Hilfsorganisation zufolge ist die Studie mit dem Titel "Fatal Footprint - Tödliche Spur" der erste Versuch, die Auswirkungen der Munition zu dokumentieren.