Seehofer will Mitgliederbefragung
Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber, der ebenfalls für den Vorsitz kandidiert, wies die Vorwürfe zurück. Das habe "mit Kungelei nichts zu tun".
Seehofer hatte sich über die Kungelei seiner Parteifreunde beklagt. "Ich bin immerhin stellvertretender Parteivorsitzender und musste trotzdem aus den Agenturen entnehmen, dass sich Günther Beckstein und Erwin Huber in Kreuth über das Erbe Edmund Stoibers verständigt haben."
Ein Gespräch zwischen Parteichef Stoiber und seinem Vize Seehofer am Sonntag brachte keine Entscheidung. Seehofer bleibt bei seiner Ankündigung, in einer Kampfkandidatur gegen Huber anzutreten: "Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass es eine Belastung für eine Partei ist, wenn sie auf einem Parteitag unter mehreren Kandidaten auswählen kann." Angeblich erwägt Seehofer eine Mitgliederbefragung über den künftigen Parteichef. Dies sei die "demokratischste Form", einen Neubeginn zu starten, schreibt die "Leipziger Volkszeitung" unter Berufung auf Äußerungen Seehofers im kleinen Kreis. Der CSU-Vize sei davon überzeugt, bei einem Basisvotum die Nase vorn zu haben.
Beckstein forderte Seehofer hingegen auf, auf eine Kampfkandidatur zu verzichten. "Das wäre ein Signal der Geschlossenheit und würde weitere Wunden vermeiden", sagte der designierte Ministerpräsident. Seehofer sei zwar ein "bundespolitisches Schwergewicht" der CSU, er würde aber "seiner Partei einen großen Dienst erweisen", wenn er Huber den Vorsitz überlasse. Seehofer kritisierte Becksteins Appell: "Es ist schon ein eigenartiger Vorgang, wenn Günther Beckstein mich dazu drängt, meine Kandidatur aufzugeben, ohne dass er zuvor überhaupt mit mir gesprochen hat." Das sei "kein guter Stil".
Auch Gabriele Pauli will nach oben
Huber sagte, er traue sich zu, die Partei "in Einigkeit und Geschlossenheit" zusammen mit Beckstein "in eine erfolgreiche Zukunft zu führen". Seine Kandidatur werde "von vielen Kreisvorsitzenden" und Abgeordneten unterstützt. Auch CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann machte sich noch einmal für Huber stark und betonte: "Ich denke, dass der allergrößte Teil der Basis froh wäre, wenn uns ein monatelanger Wahlkampf erspart bliebe."
Die Fürther Landrätin und CSU-Vorstandsmitglied Gabriele Pauli meldete unterdessen ihr Interesse an einem Posten als stellvertretende Parteivorsitzende an. "Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich für einen der vier Stellvertreterposten kandidiere", sagte sie. Pauli hatte vor einem Monat mit Bespitzelungsvorwürfen gegen die Staatskanzlei die CSU Personaldebatte ausgelöst, die zum Rückzug Stoibers führte.
Streit um Nachfolge von CSU-Chef Stoiber verschärft sich - CSU-Vize Seehofer fühlt sich übergangen - auch Pauli will mehr
"Kein guter Stil"
Im Streit um die Nachfolge des scheidenden CSU-Chefs Edmund Stoiber wird der Ton rauer. Der Bundeslandwirtschaftsminister und stellvertretende CSU Vorsitzende Horst Seehofer beklagte, er fühle sich von seinen Münchner Parteifreunden übergangen. Dem designierten bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) warf er schlechten politischen Stil vor. Man könne solche Personalentscheidungen "nicht im Hinterzimmer auskungeln", betonte Seehofer.
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