Streit um "Bibel in gerechter Sprache" auf Kirchentag

"Woher kommt die Häme?"

Der Streit um die "Bibel in gerechter Sprache" hat sich auf dem evangelischen Kirchentag in Köln fortgesetzt. "Woher kommt die Häme?", empörte sich der hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker am Freitagabend über die zum Teil massive Kritik aus Kirchen und Medien. Der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Christoph Kähler, verteidigte dagegen die Empfehlung der EKD an die Gemeinden, die "gerechte" Bibel nicht im Gottesdienst zu verwenden.

 (DR)

Auch in seiner Kirche gelte die Lutherbibel als Standard für den Gottesdienst, betonte Steinacker. Dennoch sei die im Herbst 2006 vorgestellte "Bibel in gerechter Sprache" eine Bereicherung für den Protestantismus. Er sei auch nicht mit allen Texten der rund 50 Übersetzer einverstanden, räumte er ein. Er habe aber kein Verständnis dafür, dass Fachkollegen das rund 2.400 Seiten starke Werk pauschal verreißen und "runtersauen". Die hessen-nassauische Kirche hatte die Übersetzung finanziell unterstützt.

Der Thüringer Bischof Kähler bekräftigte seine Kritik an der Bibel, die Erkenntnisse aus der Geschlechterforschung und dem jüdisch-christlichen Dialog sowie der Sozialethik mit einbezieht. Durch diese Vorgaben bei der Übersetzung werde der Text völlig verfälscht. Er bezeichnete auch den Umgang mit dem Gottesnamen - die neue Bibel verwendete für Gott etwa den Begriff "Die Ewige" - für unzulässig. Diese Bibel sei als Kommentar zu gebrauchen oder für theologische Seminare, aber nicht für den liturgischen Gebrauch.

Elisabeth Raiser vom Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages begrüßte dagegen die neue Bibel. Durch die Abwechslung bei den Gottesnamen werde die spirituelle Dimension der Bibel und das Geheimnis Gottes wieder deutlich. Raiser: «Gott darf nicht als alter Mann in unseren Köpfen hängen bleiben.» Er sei viel interessanter und vielfältiger. Daher möchte sie diese Bibel im Gottesdienst hören.
«Das ist ein großes Geschenk der Übersetzer an uns.»