Katholikenausschuss Köln fordert klares Signal für das Erzbistum

"Stillstand können wir uns nicht leisten"

Der Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln sieht das Erzbistum in einer Sackgasse. Es brauche "klare Strukturen und einen ganz klaren Zusammenschluss von allen Kräften", um die aktuelle Krise zu überwinden, meint Gregor Stiels.

Gregor Stiels (KJA)
Gregor Stiels / ( KJA )

DOMRADIO.DE: Der Papst hat entschieden, Kardnal Woelki blebt im Amt. Er nimmt sich eine geistliche Auszeit. Was denken Sie dazu?

Gregor Stiels (Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln): Diesen Stillstand können wir uns nicht leisten. Denn er wird jetzt nicht nur ein halbes Jahr dauern, sondern er dauert ja schon an. Das Erzbistum befindet sich in einer Sackgasse. Ich glaube, das hat auch der Kardinal gesehen und gemerkt. Er sagt das ja auch so. Da müssen wir jetzt irgendwie raus. Die Frage ist aber wie? Dieses halbe Jahr Stillstand können wir uns nicht leisten.

DOMRADIO.DE: Sie sind der Vertreter aller Katholiken in der Stadt Köln als Vorsitzender des Katholikenausschusses. Wie denken Sie, dass die Gläubigen diese Entwicklung wahrnehmen?

Stiels: Der Papst hat zur Eröffnung der Europäischen Bischofskonferenzen eine Predigt gehalten, in der er von einer großen Müdigkeit sprach. Ich glaube, man kann diese Müdigkeit vielleicht auch mit Frust übersetzen, mit Lustlosigkeit, mit Enttäuschung. Das hält viele ab und viele fern, sich zu engagieren. Das sehen wir gerade auch sehr stark.

Jetzt braucht es tatsächlich ein sehr, sehr starkes Signal, ganz klare Vorgaben, ganz klare Strukturen, einen ganz klaren Zusammenschluss und Zusammenhalt von allen Kräften, die gemeinsam versuchen, diese Krise zu überwinden. Das brauchen wir jetzt.

DOMRADIO.DE: Der Kardinal geht jetzt in sich, nimmt sich diese Auszeit, auch um nachzudenken, auch um zu beten. Wenn er als jemand zurückkommt, der wirklich in der Lage ist, das in die Hand zu nehmen, sollte man dem nicht ganz offen gegenübertreten.

Stiels: Ich denke, es gibt zwei Möglichkeiten. Möglichkeit Nummer eins ist: In diesem halben Jahr reift in ihm die Entscheidung, dass er sagt, diese ganzen verfahrenen Strukturen und Situationen, die er teils verschuldet, teilweise nicht verschuldet hat - aber in denen wir nun mal gemeinsam stecken, da bin ich nicht der Mensch für, der das schafft euch da raus zu führen, dass wir das gemeinsam schaffen. Dann würde ich mir wünschen, dass das mit aller Konsequenz passiert.

Oder er kommt aus seiner Klausur zurück und sagt: Ich habe beim halbjährigen Nachdenken folgende wirklich bahnbrechende Ideen, die ich mit euch zusammen umsetzen möchte. Auf beides bin ich gespannt.

DOMRADIO.DE: Wie schauen Sie jetzt weiter nach vorn?

Stiels: Naja, zuerst schaue ich etwas skeptisch auf die Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen im November. Wir merken, tatsächlich Menschen zu motivieren, um mitzumachen, ist ein hartes Brot. Viele sagen auch, wir wollen die Wahlen verschieben, weil wir es vielleicht gar nicht schaffen. Daran merken wir jetzt schon, dass viele Menschen müde geworden sind.

Ich glaube, jetzt ist wirklich Zeit und alle Anstrengung muss dahin gehen, dass wir diese Menschen aus der Müdigkeit herausholen und wieder dafür begeistern, für diese und in dieser Kirche zu arbeiten.

Das Interview führte Johannes Schröer.


Quelle:
DR