Stellv. CDU-Generalsekretärin für mehr Kirche im Alltag

"Die CDU muss moderner werden"

Christina Stumpp ist vor einigen Jahren in die CDU eingetreten, weil sie das C im Namen trägt. Die christlichen Werte geben ihr den Kompass für politische Entscheidungen, sagt sie. Für Frauen müsse in ihrer Partei mehr getan werden.

"Christliche Werte sind ausschlaggebend für mich", sagt Christina Stumpp / © Friso Gentsch (dpa)
"Christliche Werte sind ausschlaggebend für mich", sagt Christina Stumpp / © Friso Gentsch ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wegen des C's sind Sie in die CDU eingetreten. Was bedeutet das für Sie?

Christina Stumpp (Stellv. CDU-Generalsekretärin): Ich bin wegen dem C in die CDU eingetreten, weil ich dem C immer sehr verbunden war. Die christlichen Werte sind ausschlaggebend für mich. Die CDU ist die einzige Partei, die das C im Namen trägt und wir hatten kürzlich auch eine Mitgliederbefragung, wie das C innerhalb der Partei gesehen wird. 77 Prozent haben sich für das C ausgesprochen, da sie es für sehr wichtig halten. Ich fälle meine politischen Entscheidungen auf der Grundlage meines christlichen Menschenbilds und der Nächstenliebe. Da trägt mich natürlich mein christliches Menschenbild von einer Entscheidung zu anderem.

Christina Stumpp, Stellvertretende CDU-Generalsekretärin / © Michael Kappeler (dpa)
Christina Stumpp, Stellvertretende CDU-Generalsekretärin / © Michael Kappeler ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was heißt das konkret? Das C in der CDU?

Stumpp: Wir sind die einzige Partei deutschlandweit, die aufgrund christlicher Werte Entscheidungen trifft. Auch Traditionen spielen bei uns eine Rolle, die wir bewahren möchten, die Bewahrung der Schöpfung und die Nachhaltigkeit.

Deshalb ist auch das Thema Klimaschutz für uns wichtig. Uns ist aber wichtig, das Thema Klimaschutz mit den Bürgerinnen und Bürgern anzugehen und nicht gegen sie. Sie mitzunehmen und gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir klimaneutral werden und insbesondere unseren Kindern und Enkelkindern noch eine Welt überlassen, in der sie gut und sicher leben können.

DOMRADIO.DE: Sie sind evangelisch. Was bedeutet Ihnen denn der Glaube?

Stumpp: Der Glaube ist für mich wesentlich, weil er, von der Geburt bis zum Tode, trägt, und durch das Leben begleitet, so hilft er natürlich auch bei allen Entscheidungen, die man selber trifft. Und wenn man weiß, dass man nicht allein ist, sondern Gott dabei ist, ist das immer ein schöner Gedanke. In unserem politischen Geschäft, das ja sehr schnelllebig ist, gibt das Rückhalt. Der Glauben gibt auch der Gesellschaft Zusammenhalt. Und das ist einer der wesentlichen Punkte, die wir in den Fokus rücken müssen. Und da bin ich in der CDU bestens aufgehoben.

DOMRADIO.DE: Nun befinden sich die Kirchen, ganz besonders die katholischen Kirchen, in einer Vertrauenskrise. Es gibt einen riesigen Mitgliederschwund. Was bedeutet die Situation der Kirchen für unsere Gesellschaft?

Christina Stumpp

"Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es für mich essenziell, dass wir die katholische, die evangelische Kirche haben."

Stumpp: Ich sehe das mit großer Sorge. Nicht nur bei den Kirchen, sondern auch bei Vereinen und vielen anderen Bereichen; dass natürlich die Menschen heutzutage nicht mehr so viel Rückhalt haben bzw. den Weg in die Kirchen und Kirchengemeinschaften nicht mehr finden. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es für mich essenziell, dass wir die katholische und die evangelische Kirche haben; genauso wie die Vereine, die die Menschen auffangen, begleiten und wo das ehrenamtliche Engagement in den Fokus gerückt und somit der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt wird.

Da rechne ich den Kirchen eine große Bedeutung zu. Wenn man sich anschaut, wie die Kirchen einen von der Geburt bis zum Tod begleiten, auch mit der katholischen Seelsorge, sieht man, was das für einen großen Mehrwert bietet. Für diese tägliche Arbeit sind wir sehr dankbar.

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade hier in Köln auf Sommertour unterwegs. Was hat Sie denn zum katholischen Domradio geführt?

Stumpp: Ich fand es wirklich spannend, dass Sie ein eigenes Radio haben. Das kenne ich so von der evangelischen Kirche in dem Maße nicht. Und ich finde es wirklich klasse, dass Sie die Menschen damit draußen erreichen, dass sie Gottesdienste übertragen, dass sie Chöre erlebbar machen. Das war für mich der Grund, weshalb ich bei ihnen vorbeischaue.

Ich finde es wirklich toll, was sie täglich hier an Sendungen produzieren und damit den katholischen Glauben in die Fläche tragen. Das braucht es viel mehr. Wir müssen viel mehr Richtung Podcast und Internet gehen.

Ich bin in der kirchlichen Jugendarbeit großgeworden. Bei uns in der evangelischen Kirche heißt es noch Jungschar. Ich war Jungschar-Leiterin und ich habe es immer sehr genossen, den Kindern den christlichen Glauben näherzubringen. Das braucht es viel, viel mehr. Das Radio, aber auch der Podcast ist die neue Variante dessen und deswegen kann ich ihre Arbeit nur begrüßen.

DOMRADIO.DE: Die Kirchen und auch die CDU teilen ein Problem: die Gleichberechtigung. Die CDU hatte in der vergangenen Legislaturperiode stabil unter 25 Prozent Frauen im Bundestag. Was kann man denn dafür tun, dass mehr CDU-Frauen in den Bundestag kommen?

Christina Stumpp

"Und dann hoffe ich, dass wir für Frauen in Zukunft deutlich attraktiver sind, als heute wir es vielleicht heute sind."

Stumpp: Wir sind fleißig dabei, Frauen für die Politik zu begeistern. Ich bin als Leiterin des Kölner Büros für die Kommunalpolitik zuständig. Und da liegt für mich der Schlüssel. Wenn man als Frau im Endeffekt auch wirklich die Themen vor Ort, in der Gemeinde, in der Stadt angehen möchte, muss man in die Kommunalpolitik. Deswegen mein Aufruf: 'Liebe Frauen, wenn ihr Lust habt, vor Ort mitzugestalten, dann geht in die Kommunalpolitik.'

Es gibt keine andere politische Ebene, wo Entscheidungsprozesse so schnell umgesetzt werden. Auf der Ebene der Bundespolitik, der Europapolitik dauert es manchmal ein bisschen länger. In der Kommunalpolitik ist es praxisnah, wenn dann in Sporthallen die Schulen saniert, umgebaut oder neu gebaut werden. Und man kann natürlich auch für die Kinder und für die Senioren Dinge verbessern und für die ganze Stadtgesellschaft.

Aber dann muss man auch die Rahmenbedingungen anpassen. Die Sitzungen sind spät abends. Für viele Frauen ist es einfach nicht möglich daran teilzunehmen. Deshalb müssen wir auch digitaler werden. Wir haben beim letzten Bundesparteitag innerhalb der CDU beschlossen, dass wir Kreisvorstandssitzungen digital machen. So, dass es eine Eltern- und Pflegezeit geben kann, dass die sich mal einen Auszeit nehmen können, wenn einfach gerade nicht die Zeit dafür da ist. Und da müssen wir in der CDU auch moderner werden. Ich sage immer, dass die CDU eine moderne Volkspartei auf Höhe der Zeit werden muss. Daran arbeiten wir. Und dann hoffe ich, dass wir für Frauen in Zukunft deutlich attraktiver sind, als heute wir es vielleicht heute sind.

DOMRADIO.DE: Wie beobachten Sie das in der katholischen Kirche? Ist da, was Gleichberechtigung betrifft, noch Luft nach oben?

Stumpp: Ja, für meinen Geschmack hat es da noch Luft nach oben.

DOMRADIO.DE: Würden Sie eine katholische Priesterin als realistisch betrachten?

Stumpp: Da ich aus der evangelischen Kirche kommen und evangelische Pfarrerinnen kenne, die einen hervorragenden Job machen, wie auch die männlichen Kollegen, kann ich es, ehrlich gesagt, nur begrüßen, wenn auch die katholische Kirche moderner wird und mit der Zeit geht.

Das Interview führte Johannes Schröer.

Quelle:
DR