Steinmeier will gemeinsam die Demokratie verteidigen

Mehr Wertschätzung

Unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges und der Klimakrise steht der evangelische Kirchentag in Nürnberg. Der Bundespräsident wünscht sich "trotzigen Mut" von den Christen. Und Deutsche-Bank-Chef Sewing legt eine Bibelstelle aus.

Bibelarbeit mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 08.06.2023 beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg / © Thomas Lohnes (epd)
Bibelarbeit mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 08.06.2023 beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg / © Thomas Lohnes ( epd )

Botschaften der Hoffnung und Zuversicht beim Glaubensfest: Am Donnerstag ist der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg in sein Veranstaltungsprogramm gestartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief bei einer Bibelarbeit zum Einsatz für die Demokratie und "trotzigem Mut" auf, um den weltweiten Krisen mit dem Willen zu Veränderung zu begegnen. Unter Applaus in der voll besetzten Messehalle sagte er: "Gemeinsam werden wir diese Demokratie in diesem Lande verteidigen."

"Wir können das Leid nicht abschaffen, und selten sofort, aber wir können die Zustände verbessern", erklärte der evangelische Christ Steinmeier und verwies auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen. Das Staatsoberhaupt legte die Geschichte aus dem Johannes-Evangelium über die Hochzeit zu Kanaa aus, in der erzählt wird, wie Jesus Wasser in Wein verwandelt. Die Bibelstelle enthalte die Zusage, angesichts versiegender Ressourcen nicht zu verzweifeln.

"Sonst bröckelt die Demokratie"

"Ich wünsche mir, dass wir in unseren Debatten stärker die Perspektive von Menschen aus dem ländlichen Raum hören", sagte er bei einer Bibelarbeit auf dem Kirchentag in Nürnberg. "Das ist weit mehr als eine Stilfrage", betonte das Staatsoberhaupt. "Denn es ist der Anspruch der Demokratie, Raum zu bieten für die Vielfalt. Wenn größere gesellschaftliche Gruppen sich nicht mehr repräsentiert fühlen, dann bröckelt die Demokratie." Viele Menschen hätten ihm bei Besuchen im ländlichen Raum gesagt, dass sie sich oft abgewertet und abgehängt fühlten. "Es muss uns gelingen die Vielfalt von Lebensentwürfen abzubilden und wertzuschätzen", mahnte Steinmeier.

Deutschland wird Krisen meistern

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, äußerte sich zuversichtlich, dass Deutschland und Europa die gegenwärtigen Krisen meistern. "Wer hätte vor zwölf Monaten gedacht, dass wir uns aus einer 52-prozentigen Abhängigkeit von russischem Gas befreien können?", fragte Sewing in einer gemeinsamen Bibelarbeit mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel.

Der demokratische Westen sei nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zusammengewachsen, gegen das Corona-Virus sei schnell ein Impfstoff gefunden worden, sagte Sewing. Nun gelte es, die europäische Einigung voranzutreiben, Überregulierung zu beenden und vor allem die Transformation hin zu einer notwendigen grünen Wende zu finanzieren.

Podiumsdiskussionen zu Klima, Krieg und Krisen

Für Donnerstag standen Podiumsdiskussionen zu Klimakrise, Flucht oder Krisenanfälligkeit der Demokratie auf dem Programm. Tags zuvor war der Kirchentag mit Appellen zum Frieden und zum Kampf gegen die Erderwärmung eröffnet worden. Bei der Eröffnung hatte sich Bundespräsident Steinmeier hinter die Unterstützung der Ukraine mit Waffen gestellt. "Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen", sagte er vor rund 20.000 Menschen auf dem Nürnberger Hauptmarkt.

Bis Sonntag wollen die Besucher ihren Glauben feiern und aktuelle Themen besprechen. Auf dem Programm des Kirchentags stehen mehr als 2.000 Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 08.06.2023 um 12.20 Uhr aktualisiert.

Deutscher Evangelischer Kirchentag

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) ist eine Großveranstaltung protestantischer Laien. Sie laden alle zwei Jahre in eine andere Stadt ein. Dort stehen Gottesdienste, Bibelarbeiten, Diskussionen, Konzerte und Feste auf dem Programm.

Der erste DEKT fand 1949 in Hannover statt. Seit 1959 wechseln sich die Treffen in der Regel im Zweijahresrhythmus mit den Katholikentagen ab. Rechtsträger ist der "Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages" mit Sitz in Fulda.

Evangelischer Kirchentag in Dortmund / © Benito Barajas (epd)
Evangelischer Kirchentag in Dortmund / © Benito Barajas ( epd )
Quelle:
epd