Bedford-Strohm mahnt zum Einsatz für bessere Welt

Zur Kirchentagseröffnung

Zum Auftakt des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg hat der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zum Einsatz für eine bessere Welt aufgerufen. Auch die EU-Asylreform thematisierte er.

Beim Open-Air-Eröffnungsgottesdienst des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags segnet der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. / © Thomas Lohnes (epd)
Beim Open-Air-Eröffnungsgottesdienst des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags segnet der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. / © Thomas Lohnes ( epd )

Das sagte der bayerische Landesbischof und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Mittwoch im Eröffnungsgottesdienst auf dem Hauptmarkt der fränkischen Stadt. Auch zukünftige Generationen sollen gut leben, reine Luft atmen und klares Wasser trinken.

Neu ausrichten

Bedford-Strohm rief dazu auf, angesichts der vielen Krisen auf der Welt nicht zu verzweifeln. "Mit der ökologischen Umorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft geht es viel zu langsam. Das Klima droht zu kippen", warnte der Landesbischof. Vom Nürnberger Kirchentag solle daher eine klare Botschaft ausgehen: "Ja, wir wollen unser Leben neu ausrichten." Das Protestantentreffen solle ein Signal der Hoffnung aussenden.

Alle sollen in Würde leben

Das Glück der Menschen dürfe nicht mehr am Wachstum des materiellen Wohlstands festgemacht werden, sondern am "Wachstum des Beziehungswohlstandes", fügte Bedford-Strohm hinzu. "Wir werden unsere Freiheit nicht mehr daran beurteilen, wie hoch der Tachometer gehen darf, sondern danach, ob wir uns schöpfungsverträglich fortbewegen." Alle Menschen weltweit, auch die Schwächsten, sollten in Würde leben.

EU-Asylreform muss Menschenwürde wahren

Bedford-Strohm blickt mit Sorge auf das Treffen der EU-Innenminister zur Reform des europäischen Asylsystems. "Alles, was ich bisher gehört habe, stimmt mich nicht hoffnungsvoll, dass die Würde der Flüchtlinge gewahrt werden kann", sagte er am Donnerstag beim Kirchentag in Nürnberg auf einem Podium zum Thema "Massenphänomen Flucht".

Man könne über alles diskutieren, meinte Bedford-Strohm. "Es gibt keine leichten Lösungen, und ich habe großen Respekt vor den politisch Verantwortlichen, die jetzt schwierige Abwägungen treffen müssen. Aber wir dürfen bei allen Entscheidungen die Menschenwürde nie aus dem Blick verlieren." Es sei es wichtig, sich immer wieder die vielen konkreten menschlichen Schicksale vor Augen zu halten, gleichzeitig aber auch das ernst zu nehmen, was Landräte und Bürgermeister sagten.

"Das Leid vom Leib halten"

An diesem Donnerstag beraten die EU-Innenminister in Luxemburg über die geplante Asylreform. Neben Asylverfahren an den EU-Außengrenzen sehen die Pläne vor, die Anforderungen an sogenannte sichere Drittstaaten abzusenken und Menschen ohne Prüfung ihres Asylbegehrens vereinfacht in die Länder zurückzuschicken.

Der Landesbischof lehnte die vorgeschlagene Errichtung von Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen ab. "Wir halten uns so das Leid vom Leib", so Bedfort-Strohm. "Und faktisch sind das Einrichtungen, die Gefängnissen ähneln." Er sei auch im Prinzip für vereinfachte, schnellere Asylverfahren. Er habe aber erhebliche Zweifel, dass das in solchen Zentren geleistet werden könne.

Klimapolitik ist die beste Flüchtlingspolitik

Bedford-Strohm verwies darauf, dass inzwischen weltweit 100 Millionen Menschen auf der Flucht seien, teils im eigenen Land. Seines Erachtens sei Klimapolitik die beste Flüchtlingspolitik der Zukunft. Explizit wandte sich der Landesbischof gegen Abschiebungen nach Bulgarien. Zahlreiche Berichte zeigten, dass Flüchtlinge dort vielfacher Gewalt ausgeliefert seien.

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg steht unter der Losung "Jetzt ist die Zeit" aus dem Markus-Evangelium (Mk. 1,15). Zu dem bis Sonntag andauernden Christentreffen werden Zehntausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet.

Deutscher Evangelischer Kirchentag

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) ist eine Großveranstaltung protestantischer Laien. Sie laden alle zwei Jahre in eine andere Stadt ein. Dort stehen Gottesdienste, Bibelarbeiten, Diskussionen, Konzerte und Feste auf dem Programm.

Der erste DEKT fand 1949 in Hannover statt. Seit 1959 wechseln sich die Treffen in der Regel im Zweijahresrhythmus mit den Katholikentagen ab. Rechtsträger ist der "Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages" mit Sitz in Fulda.

Evangelischer Kirchentag in Dortmund / © Benito Barajas (epd)
Evangelischer Kirchentag in Dortmund / © Benito Barajas ( epd )
Quelle:
epd