Stadt und Bistum Speyer feiern 2011 das fränkische Herrschergeschlecht

Und jetzt die Salier

Das Mittelalter lebt - Staufer gehen, Salier kommen: Nachdem 2010 der deutsche Südwesten das schwäbische Kaiserhaus der Staufer feierte, geht es 2011 um das fränkische Fürstengeschlecht der Salier – und ihren Streit mit dem Papst.

Autor/in:
Michael Jacquemain
 (DR)

Denn Stadt und Bistum Speyer haben mit dem Museum der Pfalz für 2011 ein Salierjahr ausgerufen, für das gleich drei historische Jubiläen Pate stehen: Am 4. Oktober 1061, also vor 950 Jahren, wurde mit dem Dom die damals größte Kirche des Abendlandes geweiht. 1111, also vor exakt neun Jahrhunderten, durfte sich mit Heinrich V. der kinderlose und deshalb letzte salische Herrscher die Kaiserkrone aufsetzen. Und im selben Jahr verlieh Heinrich V. der Stadt am Rhein Privilegien, die den Beginn der Entwicklung Speyers zur freien Reichsstadt markierten.



Erster Höhepunkt des Jahres soll im April die Schau über "Die Salier. Macht im Wandel" im Historischen Museum der Pfalz werden. Mit einer "einzigartigen Großausstellung" will das Museum "die Epoche eines europaweiten Um- und Aufbruchs in den Mittelpunkt stellen". Versprochen werden "Exponate von Weltrang".



Im Mittelpunkt der Schau steht Heinrich V., der Mann, dessen Regentschaft vom erbitterten Streit um die Vormachtstellung zwischen Papst und Kaiser geprägt war. Mit seinem Vater Heinrich IV. verbindet sich der "Gang nach Canossa", der bis heute sinnbildlicher Ausdruck für einen Akt der Unterwerfung ist.



Kirchliche Feiern zum Domweihfest

Das Bistum will aber mehr, als über das Verhältnis zwischen geistlicher und weltlicher Macht nachzudenken. Mitte Juni werden die kirchlichen Feiern zum Domweihfest eröffnet und Ende September die neue Hauptorgel eingeweiht. Anfang Oktober stehen das Domweihfest mit anschließender Wallfahrtswoche an. Unter dem Leitwort "Gottes Tempel seid ihr" sollen die Katholiken 2011 vor allem als "Geistliches Jahr" feiern, in dem neuer Raum für die Begegnung mit Gott geschaffen wird. Ganz gegen den Mainstream der Eventgesellschaft geht es um Orte und Zeiten für Stille.



Ende Juni und Anfang Juli steht ein kunsthistorisches Symposium an. Titel: "Der Dom zu Speyer: Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus". Veranstalter ist die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer, deren starker Mann bis heute Helmut Kohl ist. Als der noch Kanzler war, gehörte für die Mächtigen der Welt ein Abstecher nach Speyer zum Muss eines offiziellen Staatsbesuchs. Michail Gorbatschow und Boris Jelzin, George Bush und Margaret Thatcher, Jacques Chirac, Vaclav Havel und König Juan Carlos. Sie alle waren da. Auch Papst Johannes Paul II.

kam vorbei.



Der historisch bedeutsamste Besuch fand allerdings schon 1146 statt: Der Zisterzienser-Abt Bernhard von Clairvaux rief am Rhein König und Adel zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug auf. Anderthalb Jahrhunderte danach entstand der einzigartige Domnapf vor dem Hauptportal des Kaiserdoms. Die steinerne Schüssel mit einem Fassungsvermögen von eineinhalbtausend Litern trennte im Mittelalter die freie Reichsstadt Speyer vom Hoheitsgebiet des Bischofs.



Heute ist die Rechtssprechung in Speyer einheitlich, doch geblieben ist der alte Brauch, den Napf bei besonderen kirchlichen Ereignissen mit einem "guten Fuder weißen oder roten Weines" zu füllen. 2011 ist es wieder so weit. Den Saliern sei Dank.