Sr. Ida-Maria will als Zahnärztin Gottes Liebe bezeugen

"An jedem Zahn hängt ein Mensch"

Sr. Ida-Maria Kastner führt mit zwei Mitschwestern ihre christliche Praxis in der Oberpfalz und setzt dabei auch auf den Beistand der Heiligen Apollonia, der Patronin gegen Zahnschmerzen. Deren Gedenktag ist der 9. Februar. 

Sr. Klarissa, Sr. Alix, Sr. Ida-Maria (v.l.n.r.) in der Zahnarztpraxis / © Sr. Ida-Maria Kastner (privat)
Sr. Klarissa, Sr. Alix, Sr. Ida-Maria (v.l.n.r.) in der Zahnarztpraxis / © Sr. Ida-Maria Kastner ( privat )

DOMRADIO.DE: Sie sind Ordensfrau und Zahnärztin. Welche Berufung haben Sie denn zuerst gespürt – die zur Zahnärztin oder die zur Ordensfrau?

Sr. Ida-Maria Kastner (Auerbacher Schulschwester von Unserer Lieben Frau und Zahnärztin in der Oberpfalz): Meine geistliche Berufung in den Orden habe ich erst nach dem Studium verspürt. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Zahnärztin und auch schon in meinem Beruf tätig. Dieses innere Glaubenswachstum, das ja Voraussetzung ist, damit der Ruf Gottes an mich persönlich überhaupt gehen kann, das habe ich erst zu Beginn meines Berufslebens erfahren. Damit hat auch die Bereitschaft zugenommen, mich ganz dem Willen Gottes in meinem Leben zu öffnen.

DOMRADIO.DE: Heute sind Sie beides. Wie gut lässt sich das Ordensleben mit Ihrer Tätigkeit als Zahnärztin vereinbaren?

Sr. Ida-Maria: Als ich in den Ruf Gottes zum Ordensleben innerlich eingewilligt habe, war es für mich auch ein Loslassen von meinen Sicherheiten – also auch von meinem Beruf – ohne zu wissen, ob ich jemals wieder als Zahnärztin arbeiten könnte. Das war zweitrangig, da Gott immer gute Pläne hat und ich nur seinen Willen tun wollte.

Letztendlich hat sich gezeigt, dass sich der Beruf mit dem Leben in unserer apostolisch tätigen Gemeinschaft gut vereinbaren lässt und ich Gottes Liebe auch als Zahnärztin bezeugen kann.

Insbesondere jetzt, wo wir in unserer eigenen Praxis die Sprechzeiten an die Gebetszeiten gut anpassen können, ist es ein schönes Ineinander von Gebet und Arbeit. Ich schätze, dass – neben weltlichem Personal – auch zwei meiner Mitschwestern in der Praxis arbeiten: Sr. Alix als Zahnärztin und Sr. Klarissa in der Assistenz.

DOMRADIO.DE: Wie sieht da Ihr Alltag aus?

Sr. Ida-Maria: Wir haben in der Gemeinschaft jeden Tag frühmorgens Gebet und Heilige Messe gemeinsam in unserer Mutterhauskirche. Nach dem Frühstück geht es zur Arbeit in die Praxis. Zum Angelus um 12:00 Uhr und zum Essen kommen wir wieder zurück in das nahe gelegene Mutterhaus. Das sind circa fünf Minuten zu Fuß. Am Nachmittag bis zum Gebet der Vesper ist noch mehr Arbeitszeit am Patienten. Und dann folgt der Abend mit Essen und abendlicher Gebetszeit. Die Tage sind oft gut gefüllt und erfüllt.

Die Auerbacher Schulschwestern / © Elvir Tabakovic (privat)
Die Auerbacher Schulschwestern / © Elvir Tabakovic ( privat )

DOMRADIO.DE: Wenn Sie Ihre Patientinnen und Patienten behandeln, arbeiten Sie dann im Kittel oder in Ihrer Ordenstracht?

Sr. Ida-Maria: Ich habe weiße Kittelkleider für die Praxis und trage den Ordensschleier, einen weißen wegen der Hygiene. Ich bin also in der praktischen Arbeitstracht auch als Schwester erkennbar.

DOMRADIO.DE: Was unterscheidet Ihre Praxis von anderen Praxen?

Sr. Ida-Maria:  Ich bin dazu geneigt zu sagen, dass wir eine weitgehend normale Praxis sind. Äußerlich fallen vielleicht christlich geprägte Zeitschriften im Wartezimmer, instrumentale Lobpreismusik aus dem Lautsprecher und das Kreuz in jedem Raum auf. Das schafft schon ein besonderes Ambiente. Am meisten geprägt wird die Atmosphäre natürlich von den Personen, die in der Praxis tätig sind. Man könnte sich fragen: Zeigen sich im Patientenkontakt und im Miteinander des Teams Wertschätzung, Vertrauen, Einfühlung, Gewissenhaftigkeit – Haltungen, die wir aus dem Umgang mit Gott schöpfen? Ich meine, das bejahen zu können und mache es fest an der Gelassenheit und Fröhlichkeit, die in der Praxis herrschen. Das überträgt sich auf die Patienten, die ja oft von Ängsten geplagt sind.

DOMRADIO.DE: Kommen die Patientinnen und Patienten zu Ihnen, weil Sie auch Ordensfrau sind oder obwohl Sie es sind? Oder ist das ganz unterschiedlich?

Sr. Ida-Maria: Hier in Auerbach in der Oberpfalz gehören die Schulschwestern zum Stadtbild. Manche Patienten kennen unsere Schwestern zum Beispiel aus dem Kindergarten, der örtlichen Realschule oder aus dem Krankenhaus. Vielen ist der Umgang mit den Schwestern also schon vertraut, für manche ist er neu. Ich denke, oft liegt eine Kombination aus persönlichen und fachlichen Gründen für die Arztwahl zugrunde. Utopischen Erwartungen, nur weil ich Ordensschwester bin, versuche ich den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Sr. Ida-Maria Kastner, Auerbacher Schulschwester von Unserer Lieben Frau und Zahnärztin in der Oberpfalz

Utopischen Erwartungen, nur weil ich Ordensschwester bin, versuche ich den Wind aus den Segeln zu nehmen

DOMRADIO.DE: Wunder können Sie natürlich auch nicht wirken. Aber würden Sie sagen, dass Sie einen besonderen Blick auf den jeweiligen Menschen haben, dem Sie da auf den Zahn fühlen?

Sr. Ida-Maria: Prinzipiell ist für mich jeder Mensch ein Geschenk Gottes, das als wertvolle Person vor mir sitzt und das mir Gott schickt, um ihm zu helfen. Mal scherzhaft gesagt: An dem Zahn hängt schließlich ein Mensch.

DOMRADIO.DE: Heute, am 9. Februar, ist der Tag der Heiligen Apollonia, der Schutzpatronin der Zahnärzte und Zahnärztinnen. Haben Sie eine besondere Beziehung zu ihr?

Sr. Ida-Maria: Ich vertraue gerne Jesus meine Patienten an. Da wir davon ausgehen, dass die Heiligen, also auch die Heilige Apollonia, in der Herrlichkeit des Himmels sind, rufe ich sie auch als Fürsprecherin bei Gott für meine Patienten und für die Belange der Praxis an. Als Erinnerung steht eine hübsche kleine Statue der Heiligen Apollonia in der Praxis, die ich mal geschenkt bekommen habe.

Welche Gnaden sie für die Patienten bei Jesus erbittet, schreibe ich nicht vor, sondern ich gehe davon aus, dass Gott jedes Gebet hört und auf seine Weise erhört. Wie und wann, das muss ich nicht wissen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR