Die Frage nach dem "Warum" stehe für pflegende Angehörige oft im Raum, so Pflegewissenschaftlerin Jenny Kubitza. "Warum ist mein Familienmitglied so schwer erkrankt? Warum ist jetzt die Pflegerolle in mein Leben getreten? Und da zeigt sich: Wenn es auf diese Sinnfrage keine gute Antwort gibt, dann nimmt die Belastung durch die Pflege sehr stark zu." Das sagte Kubitza in einem am Wochenende veröffentlichten Interview in der Apotheken-Umschau.
Für Eckhard Frick und Jenny Kubitza, die an der Technischen Universität München an einer Studie zu dem Thema arbeiten, kann Spiritualität dabei nicht nur Religion sein. "Die Religion ist eine Form der Spiritualität, aber nicht die einzige. Man kann auch keinen Glauben an Gott haben, man kann auch einfach ein suchender Mensch sein", erklärte Frick. Auch Dinge wie Sinnerleben, Verbundenheit, Hoffnung und das Bewusstsein, dass man nicht alles erklären oder kontrollieren könne, zählen laut Kubitza dazu. Vor allem Menschen ab 60 Jahren, die sich von der Religion abgewendet hätten, wüssten häufig nicht, wo sie Spiritualität finden könnten.
In Gedanken oft bei der Pflege
Um herauszufinden, wie diese den pflegenden Angehörigen konkret helfen könne, werde mit den Studienteilnehmern darauf geschaut, wo bei den Personen jeweils die individuellen Ressourcen lägen, was ihnen in der Vergangenheit schon geholfen habe und was es ihnen ermögliche, im Moment zu sein. Denn sie seien häufig in Gedanken immer bei dem Familienmitglied, das sie pflegten. Eine Möglichkeit sei etwa, die eigenen Gefühle in der Kunst zu verarbeiten. Aber auch Musik könne sehr spirituell sein, ebenso wie Erlebnisse in der Natur. Auch Familienfeste bedeuteten den pflegenden Angehörigen sehr viel, weil sie dort Verbundenheit erlebten.