Speyer feiert das "Salierjahr 2011"

Herrscherdynastie als Werbeträger

Ihre glanzvolle Geschichte ist eine sichere Bank, auf die die Speyerer setzen können. Die Stadt am Rhein pflegt ihre Vergangenheit als eines der Zentren des mittelalterlichen Judentums in Europa. 2011 ist für Speyer der Anlass, ein Dreifachjubiläum, ein "Salierjahr" auszurufen.

Autor/in:
Alexander Lang
 (DR)

Auftakt war am Samstag mit einem Festakt im Unesco-Weltkulturerbe Speyerer Dom. Drei für die Stadthistorie - aber auch für die Geschichte Europas - wichtige Ereignisse kommen in diesem Jahr zusammen: Die Weihe des Doms vor 950 Jahren, die Krönung des letzten salischen Kaisers Heinrich V. im Jahr 1111 in Rom und die Verleihung der Bürgerfreiheit im selben Jahr. Zugleich soll das alte schwäbisch-fränkische Herrschergeschlecht wieder in den Blick der Öffentlichkeit rücken: Die salischen Herrscher wählten den Speyerer Dom, den größten Kirchenbau nördlich der Alpen, als ihre Grablege.



Die Stadt Speyer plant Großes und lädt ein zu einem Festreigen: Es gibt zahlreiche städtische und kirchliche Feiern und eine Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz. Ein europäisches Symposium "Macht Stadtluft frei? Bürgerfreiheit im 21. Jahrhundert" wird veranstaltet. Auch die Speyerer Bürgerschaft sowie zahlreiche Vereine und Geschäftsleute beteiligen sich mit Aktionen am "Salierjahr".



Mit "Salierbier" und "Salierkruste" können sich die Besucher aus nah und fern stärken. Auch andere Werbeträger für Speyer gibt es - vom Weinglas bis zum Sonderstempel für Briefmarken und Medaillen. Ein beabsichtigter Nebeneffekt des werbewirksamen Jubiläumsjahres: Auch das "Wir-Gefühl" der Speyerer Bürgerschaft soll gefördert werden.



Schließlich haben die Speyerer den Saliern einiges zu verdanken, stellt Alexander Koch, der Direktor des Historischen Museums der Pfalz, fest. Das Museum widmet den "Reisekaisern", die einst über halb Europa regierten, zum zweiten Mal nach 1992 von April bis Oktober eine eigene Schau. Im "salischen Jahrhundert" von 1024 bis 1125 hätten Handel, Wirtschaft und Kultur in der alten Rheinstadt nach der Römerzeit eine neue Blüte erlebt, sagt Koch.



Die Salier stellten die Weichen für die Geschichte Europas und die Bildung der Nationen in der Neuzeit, urteilt der Heidelberger Historiker Stefan Weinfurter, der die Ausstellung "Die Salier. Macht im Wandel" mit seinem Kollegen Bernd Schneidmüller konzipiert hat. Das Verhältnis der Macht zwischen Kaiser und Papst wurde neu definiert. In den Städten bildeten sich Gemeinden, die für ihre rechtliche und wirtschaftliche Freiheit kämpften.



Den Fokus auf die Domweihe vor 950 Jahren legt das Bistum Speyer mit einer Veranstaltungsreihe von Juni bis Oktober. Der von Konrad II. gebaute Dom sei für katholische Christen in erster Linie ein Gotteshaus und nicht nur ein historisches Monument, betont Weihbischof Otto Georgens. Der im Jahr 1061 geweihte Dom sei Bischofskirche und Hauptkirche des Bistums sowie ein bedeutender Wallfahrtsort. Die Gläubigen feierten das Jahr 2011 vor allem als geistliches Jahr.



Unter dem Motto "Gottes Tempel seid ihr" eröffnet das Bistum seine Veranstaltungen am 12. Juni mit dem Pfingstfest. Am 19. Juni findet der Katholikentag der Diözese Speyer rund um den Speyerer Dom statt. Während des Patroziniumsfests am 15. August führt eine Lichterprozession durch den Domgarten. Höhepunkt des kirchlichen Programms ist am 2. Oktober das Domweihfest mit einem Festgottesdienst - und als besondere Attraktion die Füllung des Domnapfes mit Wein für die Bevölkerung. Eine Wallfahrtswoche zum Dom bildet bis 9. Oktober den Abschluss.