Italien verurteilt Brandanschläge auf Flüchtlingsboote

Spannungen auf Lampedusa

Italiens Innenministerin hat mutmaßliche Brandanschläge auf Flüchtlingsboote und weitere "schwerwiegende Vorfälle" auf der Insel Lampedusa verurteilt. Am späten Freitagabend hatten Unbekannte an zwei Orten auf Lampedusa Boote angezündet. 

Rettungsweste am Strand / © Chanintorn.v (shutterstock)
Rettungsweste am Strand / © Chanintorn.v ( shutterstock )

Die Täter versuchten Spannungen zu schüren und beleidigten die Solidarität und Großzügigkeit der Einwohner, erklärte Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese am Samstag in Rom. Ihr Ministerium unternehme "jede Anstrengung zur Bewältigung der schwierigen Situation, in die die Insel aufgrund des Migrationsdrucks im Mittelmeer geraten ist", so die parteilose Politikerin. 

Am späten Freitagabend hatten Unbekannte an zwei Orten auf Lampedusa Boote angezündet, die Migranten bei ihrer Überfahrt benutzt hatten. Die Staatsanwaltschaft von Agrigent nahm Ermittlungen wegen Brandstiftung auf. Drei Tage zuvor wurde ein begehbares Denkmal geschändet, das in der Nähe der Hafeneinfahrt als "Tor Europas" an die Aufnahmebereitschaft der Insel erinnert. 

Katholischer Pfarrer: Brandstifter repräsentieren nicht die Insel

Lampedusas Bürgermeister Toto Martello sprach laut italienischen Medien von einem gezielten Versuch, die Insel zu destabilisieren. Der katholische Pfarrer von Lampedusa, Carmelo La Magra, äußerte auf der Internetseite "Vatican News" die Einschätzung, hinter den Aktionen stünden kleine Gruppen, die nicht die Bevölkerung repräsentierten. 

Der Schiffsfriedhof der Migrantenboote auf Lampedusa wurde auch durch Künstler bekannt, etwa durch den Film "Seefeuer" (Fuocoammare) des italienischen Regisseurs Gianfranco Rosi, der 2016 den Goldenen Bären bei der Berlinale gewann.

Der auf Lampedusa geborene und arbeitende Künstler Francesco Tuccio fertigte aus Holzteilen der Boote unter anderem Kreuze, die in mehreren Museen weltweit hängen. Papst Franziskus segnete 2014 in Rom ein Kreuz Tuccios, das anschließend durch Italien getragen werden sollte.

EU-Kommission legt Papier zum Umgang mit Einwanderung vor 

Am Freitag hatte Italien gemeinsam mit Malta, Griechenland, Zypern und Spanien als besonders von Migration betroffene Mittelmeerländer der EU-Kommission einen eigenen Vorschlag für den Umgang mit Einwanderung und Asyl vorgelegt.

Das Papier sieht unter anderem vor, die Mittelmeeranrainer von den Dublin-Regeln auszunehmen, nach denen die Ersteinreisestaaten für Asylverfahren von Schutzsuchenden zuständig sind. Stattdessen solle es einen EU-weiten Verteilmechanismus geben. Weiter regen die fünf Länder gemeinsame Leitlinien für Such- und Rettungsaktivitäten von privaten Flüchtlingshilfsorganisationen an. 

​Lamorgese nannte den Vorstoß am Freitagabend einen wichtigen Schritt, weil er der besonderen Situation an der EU-Außengrenze auf dem Mittelmeer Rechnung trage und die Verteilung der Migranten zwischen den EU-Partnern verpflichtend mache.

Von Burkhard Jürgens


Quelle:
KNA
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