So sei die Kirche bei der Corona-Impfkampagne sehr zurückhaltend gewesen, sagte das Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften am Dienstag der Verlagsgruppe Bistumspresse (online) in Osnabrück. "Sie hätte viel mehr tun können, um Vertrauen in die Impfstoffe zu wecken", merkte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung an, die im Januar von Papst Franziskus in die Akademie berufen worden war.
Dergleichen gelte im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine. "Da ist es wichtig, dass die Kirche ganz klar und dezidiert von einem Verbrechen an der Menschheit redet." Diese Klarheit brauche die Kirche, um Vertrauen zurückzugewinnen.
Kirche soll "Orte der Begegnung" schaffen
Allmendinger empfahl der Kirche, Allianzen mit kompetenten Experten zu suchen. Sie äußerte sich auch zum Handlungs- und Veränderungspotenzial in der Kirche: "Wenn die Kirche sich verändern würde, wäre das zum Wohle von uns allen, zum Wohle auch unserer Demokratie", so die evangelische Christin.
Angesichts der Vereinzelung von Familien, die von bestimmten kulturellen oder ökonomischen Kreisen abgetrennt sind, solle die Kirche "Orte der Begegnung" für ein "soziales Miteinander" schaffen. "Wir brauchen eine Verschränkung von Gutsituierten und weniger Gutsituierten, von Gläubigen verschiedener Kulturen, verschiedener Konfessionen und auch von Gläubigen und Nichtgläubigen", betonte die Soziologin.
Die 1994 gegründete päpstliche Akademie mit Sitz in den vatikanischen Gärten hat die Förderung der Sozialwissenschaften zum Ziel. Ihre Mitglieder werden ohne Rücksicht auf Nationalität oder Religionszugehörigkeit ernannt. Präsident ist seit März 2019 der italienische Wirtschaftswissenschaftler Stefano Zamagni.