Soziologe Franz-Xaver Kaufmann mit 91 Jahren gestorben

Berater der Bischofskonferenz

Der renommierte Soziologe Franz-Xaver Kaufmann ist tot. Der Pionier im Bereich der Religionssoziologie starb am Sonntag im Alter von 91 Jahren in Bonn. Immer wieder beriet er auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz.

Symbolbild Trauer / © iweta0077 (shutterstock)

Ein entsprechender Bericht des Portals katholisch.de wurde der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montagabend aus Kaufmanns Umfeld bestätigt.

Franz-Xaver Kaufmann im Jahr 2012 / © Wolfgang Radtke (KNA)
Franz-Xaver Kaufmann im Jahr 2012 / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Kaufmann wurde am 22. August 1932 in Zürich (Schweiz) geboren und lebte seit 1963 in Deutschland. Er gehörte zu den Mitgründern der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld. Dort wirkte er von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1997 als Professor für Sozialpolitik und Soziologie. Von 1980 bis 1992 leitete er das von ihm gegründete Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik.

Berater der Deutschen Bischofskonferenz

Zu seinen Hauptarbeitsgebieten gehören die Theorie der Sozialpolitik und des Wohlfahrtsstaates, institutionelle Entwicklungen der Sozialpolitik, Familiensoziologie und -politik sowie die Religionssoziologie.

Katholik Kaufmann beriet auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz, unter anderem beim gemeinsamen Sozialwort der Kirchen von 1997.

Anfang der 1970er Jahre nahm er als Berater an der Gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer ("Würzburger Synode") teil.

Archivbild: Würzburger Synode / © Ernst Herb (KNA)
Archivbild: Würzburger Synode / © Ernst Herb ( KNA )

Die Universität Bielefeld ernannte Kaufmann 2009 für seine Verdienste zum Ehrensenator. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie ehrte ihn 2012 mit dem Preis für ein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk. Im selben Jahr zeichneten ihn die Katholische Fakultät der Universität Münster mit der Ehrendoktorwürde und das Bistum Essen mit dem Heinrich-Brauns-Preis für Verdienste um die katholische Soziallehre aus.

Zu Reformen aufgerufen

Kaufmann rief die katholische Kirche immer wieder zu Reformen auf.

Das langjährige Schweigen über sexuellen Missbrauch durch Geistliche hing seiner Ansicht nach auch mit der katholischen Lehre zusammen, wonach das Weihesakrament dem Priester ein unauslöschliches Prägemal verleiht. Dies habe dazu beigetragen, dass Priester überhöht und Missbrauchsfälle tabuisiert worden seien.

Die Aufarbeitung von Missbrauch nannte der Soziologe 2021 im Gespräch mit der KNA einen "Selbstreinigungsprozess der Kirche". Dieser sei schmerzhaft und längst nicht abgeschlossen - "aber er muss weitergehen und alles muss ans Licht, egal wie weh das tut". Kaufmann kritisierte auch Strukturen im Vatikan und forderte ein neues Verhältnis zwischen Geistlichen und Laien. Klerikalismus sei ein Haupthindernis für jegliche Kirchenreform.

Klerikalismus

Klerikalismus bezeichnet das Bestreben, der Geistlichkeit einer Religion mehr Einfluss in einem Staat zu verschaffen, oder das Bestreben, der Geistlichkeit innerhalb einer Religion im Vergleich zu den Laien mehr Gewicht zu geben. In der Philosophie und Politikwissenschaft steht Klerikalismus auch für die Herrschaft des Klerus bzw. der Priester. Innerkirchliche klerikale und antiklerikale Strömungen gibt es heute in den meisten großen christlichen Kirchen mit zyklisch wechselndem Übergewicht.

Papst warnt neue Bischöfe vor Klerikalismus (VN)
Papst warnt neue Bischöfe vor Klerikalismus / ( VN )
Quelle:
KNA