Sozialpfarrer geißelt Rassismus gegen Arbeitsmigranten

"Benutzt und nach Verschleiß ausgetauscht"

Die Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischindustrie haben sich nach Aussage des Lengericher Sozialpfarrers Peter Kossen nicht gebessert. Nach wie vor würden Arbeitsmigranten im großen Stil wie Maschinen behandelt.

Beschäftigte in der Fleischindustrie / © Evgeniy Kalinovskiy (shutterstock)
Beschäftigte in der Fleischindustrie / © Evgeniy Kalinovskiy ( shutterstock )

Maschinen, "die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht", sagte Kossen am Donnerstagabend in Cloppenburg-Stapelfeld. "Ich würde an dieser Stelle gern von positiven Ausnahmen erzählen. Aber ich kenne keine." 

Pfarrer Peter Kossen / © Lars Berg (KNA)
Pfarrer Peter Kossen / © Lars Berg ( KNA )

Das Wohlstandsgefälle in der EU begünstigt laut Kossen eine Mehrklassen-Gesellschaft auf dem Arbeitsmarkt. Es gebe Arbeitnehmer mit Tarifen und Rechten und solche, die vielfach um einfachste Lohn- und Sozialstandards betrogen werden, kritisierte der Geistliche in seinem Vortrag beim "Martinsabend" der Katholischen Akademie Stapelfeld.

Kossen: Rassismus unter Deutschen

Hinzu komme ein latenter Rassismus unter Deutschen, so der Geistliche weiter. Rumänen und Bulgaren müssten auch mit weniger zufrieden sein, laute eine Auffassung. "Große und namhafte Unternehmen und Persönlichkeiten scheuen sich nicht, mit Subunternehmen und Leiharbeitsfirmen zusammenzuarbeiten, hinter denen verurteilte Straftäter stehen". Damit jedoch machten sich diese Unternehmen "mitschuldig am Menschenhandel und an der modernen Sklaverei in unserm Land".

Solcher Rassismus wird laut Kossen unterstützt durch weit verbreitetes Desinteresse in der deutschen Bevölkerung. Osteuropäische Werkvertragsarbeiter seien den meiste persönlich nicht bekannt: "Sie leben unter uns und sind doch Bürger einer dunklen Parallelwelt, eine große anonyme Gruppe, eine 'Geisterarmee'."

Anonymisierung fördert laut Kossen Ausbeutung

"'Die Polin', die Meiers Oma pflegt, die hat ja keinen Vornamen. Genauer gesagt, interessiert sich niemand für ihren Vornamen", kritisierte Kossen. "Und 'der Rumäne', der bei Müllers auf dem Hof arbeitet, dem geht es genauso; das ist 'Müllers Rumäne'. Zynisch gesprochen: Wenn ich keinen kenne, tut es auch gar nicht so weh, wenn sie ausgebeutet werden." 

Peter Kossen

Bekannt geworden ist Pfarrer Peter Kossen, weil er seit Jahren die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen vor allem der osteuropäischen Leiharbeiter in den Schlachtbetrieben anprangert. Das, was er dort erlebt hat, nennt er moderne Sklaverei. Die Empörung über Ungerechtigkeit treibt ihn an.

Auch an die Kirche gerichtet fordert er, den Markt zu verändern, indem beim Einkaufen Kriterien wie Regionalität und Fairness in der Produktion angelegt werden. Oft vermisst er überdies ein deutliches „So nicht!“.

Pfarrer Peter Kossen / © Privat (DR)
Pfarrer Peter Kossen / © Privat ( DR )
Quelle:
KNA