Sommerfotos zum Anhören: Helden der Kindheit

Helden der Kindheit

Ein Holzbrett. Darauf in Pappe die schwedenrot-weiße, kleine Welt von Petterson und Findus. Dahinter ein schwedenrot-weißes Haus, in echt.

Helden der Kindheit / © Angela Krumpen  (ak)
Helden der Kindheit / © Angela Krumpen ( ak )

Einen Sommer haben wir in Südschweden verbracht. Ganz in der Nähe von Bullerbü. Wir schwammen im eiskalten See, schliefen auf einer Insel im Freien, pflückten Blaubeeren, buken Blaubeerpfannkuchen und spazierten in Findus- und Petterson-Kulissen umher.

Auch andere Figuren aus Kinderbüchern sind uns nahe gekommen. Niemand aber so wie der kleine freche Kater Findus. Der brachte seinen kauzigen, liebenswürdigen alten Petterson und ein ganzes Haus voller Mucklas mit.

Wir hatten alle ihre Abenteuer gelesen, alle Lieder mitgesungen und haben jede zweite Woche eine Pfannkuchentorte gebacken. Findusabenteuer blieben auch nicht aus:

"Mama, warum hab ich nicht dreimal im Jahr Geburtstag?" "Weil Du nicht Findus bist, ganz einfach!" Ich blieb hart. Versuchte einen Kompromiss: Dem Kind, das immer im November Geburtstag hat, schenkten wir einen zweiten Geburtstag, einen Sommergeburtstag. Mit Lagerfeuer, Nachtwanderung und Baumhausübernachtung. Zweimal Kindergeburtstag, das war wie bei Findus. Fast.

Das Kind war glücklich im November. Und im Juni, als wir die Einladungen schrieben, nochmal. Fünf Einladungen, um genau zu sein. Sechs Kinder passen ins Baumhaus. Kurz vor der Party war noch Klassenfest. "Oh, mein Leon hat sich so gefreut, dass dein Kleiner ihn eingeladen hat! Und Alex auch! Und, soviel ich weiß, auch noch Jonas und Paul und Josch." Oh. Das waren genau fünf Namen von fünf Kindern, die nicht eingeladen waren.

Der Kleine wurde abwechselnd weiß und rot im Gesicht. Er hätte doch so eine Lust auf noch mehr Gäste gehabt! Was tun? Der kleine Übeltäter stand reumütig da. Ich beriet mich mit den anderen Eltern. Riesengroße Ausnahme. Aber das Kind hat es geschafft: Es durfte wie Findus Geburtstag feiern. Dreimal.

Dann wurden die Kinder größer, die Kinderbücher hatten ausgedient. Und doch konnte ich Findus nicht widerstehen, als er mit einem neuen Abenteuer in den Auslagen der Buchhandlungen erschien. Ich kam mir an der Kasse ein bisschen dumm vor, mit dem Kindergartenbuch in der Hand, zu Hause nichts als  Halbstarke.

Und dann war es die beste Idee ever: Was für ein Foto gab das: coole Teenies, die sich zusammen auf ein Sofa quetschten, um die überall versteckten Mucklatrolle zu suchen und sich gegenseitig vorlasen. Vor allem einen Satz habe ich mir schon mal für später gemerkt:

Findus sagt den Satz zu Petterson, will ihn trösten: "Ich wohn' doch immer noch zu Hause, ich bin nur ein bisschen woanders hingezogen.“