Solidaritätsaktion mit Opfern sexualisierter Gewalt

"Seelenmord an Kindern"

Bei einer Solidaritätsaktion in Aschaffenburg mit Missbrauchsopfern der katholischen Kirche haben Betroffene von ihrem Schicksal berichtet. "Wir wollen Nächstenliebe nicht nur predigen, sondern auch leben", so Pfarrer Markus Krauth.

Aschaffenburg: Bei einer Solidaritätsaktion mit den Missbrauchsopfern der katholischen Kirche in der Kirche Maria Geburt stehen zahlreiche Kerzen auf dem Altar / © Nicolas Armer (dpa)
Aschaffenburg: Bei einer Solidaritätsaktion mit den Missbrauchsopfern der katholischen Kirche in der Kirche Maria Geburt stehen zahlreiche Kerzen auf dem Altar / © Nicolas Armer ( dpa )

"Die Tür schloss sich hinter dem Täter. Ich lag am Boden, geschändet und liegen gelassen wie Müll", erzählte eine Betroffene am Sonntag in der Kirche Maria Geburt. Eine weitere sprach von "Seelenmord an Kindern".

"Kardinal Marx hat die vergangenen zwölf Jahre viel zu wenig genutzt, um sich den Betroffenen persönlich zuzuwenden", begründete Pfarrer Markus Krauth den Impuls, statt des laut Konzilskonstitution vorgeschriebenen Sonntagsgottesdienstes den Betroffenen ein Forum zu bieten.

Pfarrer Markus Krauth / © Nicolas Armer (dpa)
Pfarrer Markus Krauth / © Nicolas Armer ( dpa )

Das vom Erzbistum München und Freising in Auftrag gegebene Gutachten war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden. Die Gutachter gehen von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern, zugleich aber von einer deutlich größeren Dunkelziffer aus.

Offener Brief an Würzburger Bischof Jung

"Was uns als Gemeinde dieser Kirche schockiert, ist nicht nur das unsägliche Leid, das so viele Menschen durch Priester, Bischöfe und Generalvikare erfahren mussten. Was uns besonders erschüttert, ist der Verrat an Opfern, am Evangelium und eigener Verantwortung", schrieb der Gemeindevorstand in einem offenen Brief an den Würzburger Bischof Franz Jung.

Bischof Franz Jung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Franz Jung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es stünde vordergründig immer noch der unbedingte Schutz der Organisation im Fokus, heißt es weiter.

Verantwortungsträger hätten bis heute nicht begriffen, was sexualisierte Gewalt bei den Opfern und deren Angehörigen anrichte.

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )
Quelle:
dpa