Bischof Genn erwartet Missbrauchsstudie im Bistum Münster

Kirchensituation "sehr dramatisch"

Als "sehr dramatisch" hat der Münsteraner Bischof Felix Genn die aktuelle Situation der katholischen Kirche bezeichnet. Er stellt sich der Verantwortung. Das Gutachten zu Missbrauchsfällen im Bistum Münster erwartet er für Juni.

Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner (dpa)
Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner ( dpa )

Die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens sowie die Aktion #OutInChurch zeigten das Leid vieler Menschen in der Kirche, sagte Genn am Freitagabend bei einer Sitzung des Diözesanrates. "Jeder, der im Raum der Kirche hierfür Verantwortung hatte und hat, muss sich dieser Verantwortung stellen. Und da beginne ich nicht bei anderen, sondern bei mir selbst."

Missbrauchsgutachten im Bistum Münster wird für Juni erwartet

Die Historikerkommission der Universität Münster, die seit September 2019 den Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum Münster untersucht, wird voraussichtlich im Juni ihren Bericht vorlegen. Das kündigte Bischof Felix Genn nach Angaben des Bistums am Freitagabend auf der Sitzung des Diözesanrates an. Er betonte, dass die Kommission völlig unabhängig arbeite und "freien Zugang zu allen Akten hat, die sie einsehen will". Auch er selbst werde erst bei der Vorlage des Berichts die Ergebnisse der Untersuchung erfahren, sagte Genn.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Unabhängige Kommission

Genn verwies zudem auf die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum: "Die Historikerkommission der Universität Münster, die den sexuellen Missbrauch im Bistum Münster untersucht, arbeitet in völliger Unabhängigkeit von uns." Alle Akten seien ihr frei zugänglich. Voraussichtlich im Juni werde der Bericht vorgelegt. "Erst dann werde auch ich die Ergebnisse der Untersuchung erfahren."

Reformen notwendig

Im Rahmen der Kampagne #OutInChurch hatten im Januar 125 Menschen öffentlich über ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität gesprochen und damit die Debatte um das kirchliche Arbeitsrecht befeuert. Der Münsteraner Generalvikar Klaus Winterkamp sprach sich ebenfalls am Freitagabend für eine Reform aus. Es dürfe wegen der sexuellen Orientierung oder dem Familienstand von Mitarbeitenden keine Sanktionen mehr geben. "Das muss für alle Berufsgruppen gelten, auch für die Mitarbeitenden in der Seelsorge."

Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes war auch Thema auf der jüngsten Vollversammlung des kirchlichen Reformprozesses Synodaler Weg. Der Paderborner Generalvikar Alfons Hardt erklärte jetzt, er rechne mit einer Reform des Arbeitsrechts im Sommer: "Ich gehe davon aus, dass im Juni eine grundlegend veränderte Grundordnung des kirchlichen Dienstes von den Bischöfen beschlossen wird."

Quelle:
KNA
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