Solana erhält Karlspreis - Aachens Bürgermeister im domradio

Europäer durch und durch

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana wurde am Donnerstag mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen 2007 ausgezeichnet. Solana sei ein "Europäer durch und durch", begründet im domradio-Interview Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden die Entscheidung. Und beschreibt das "Kribbeln im Bauch", wenn er Jahr für Jahr den Preisträgern gegenüber steht.

 (DR)

"Ruhiger, sympathischer und zurückhaltender Familienmensch"
Als besonders beschreibt Linden seine Begegnung mit Papst Johannes Paul II. An das damalige Oberhaupt der Katholischen Kirche wurde 2004 erstmals ein zusätzlicher Karlspreis verliehen. Der Papst wurde damals für sein "Engagement für die Einigung Europas und für den Frieden" ausgezeichnet.

Den diesjährige Preisträger hat Linden schon mehrere Male persönlich kennen gelernt. "Er ist ein ruhiger, sympathischer, zurückhaltender Familienmensch." Solana habe sich bereits als Student für Europa engagiert und neben vielen anderen dazu beigetragen, die Diktatur zu durchbrechen und Spanien zu einem demokratischen Land und Mitglied Europas zu machen.

Bereits Solanas Onkel Don Salvador de Madariaga war Träger des Karlspreises. Der Diplomat und Schriftsteller wurde 1973 für sein "Leben und Wirken, seine mutige Kritik und seinen zukunftsweisenden Gedanken an eine Europäische Einheit" gewürdigt.

"Einsatz für eine sicherere und gerechtere Welt"
Der Karlspreis zählt zu den bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert.

Das Direktorium begründete bereits im Dezember seine Entscheidung für Solana mit dessen Einsatz für eine sicherere und gerechtere Welt. Er sei ein Hoffnungsträger für die Vertiefung der politischen Dimension Europas, die euro-atlantische Partnerschaft und den Anspruch der Union, durch gemeinschaftliches Handeln auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Überzeugungen einen maßgeblichen Beitrag zum Frieden in der Welt zu leisten.

Preisträger im Jahr 2006 war der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker. Zu den früheren Preisträgern gehören unter anderen Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), der Gründer der Ökumenischen Gemeinschaft von Taize, Frere Roger Schutz(1989) sowie Bill Clinton (2000) und der Euro (2002).

Zwischen 1995 und 1999 NATO-Generalsekretär
Seit 1999 ist Solana Generalsekretär des Rates der Europäischen Union und Hoher Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Am 25. November desselben Jahres wurde Solana darüber hinaus Generalsekretär der Westeuropäischen Union (WEU). Aufgrund seiner weitreichenden Kompetenzen in außen- und verteidigungstechnischen Fragen der EU wird Solana häufig als deren "Außenminister" bezeichnet.

Am 30. November 1995 wurde Solana überraschend zum NATO-Generalsekretär ernannt. Angehörige des US-amerikanischen Kongresses protestierten gegen diese Ernennung. Solana war dafür bekannt, ein aktiver und prominenter NATO-Gegner zu sein. Javier Solana wurde am 14. Juli 1942 in der spanischen Hauptstadt Madrid geboren.

Demonstration geplant
Die Laudatio auf Solana wird der Karlspreisträger des vergangenen Jahres, der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker, halten. An der Zeremonie wollen unter anderem der spanische König Juan Carlos und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) teilnehmen.

Ein Bündnis aus linken Gruppen will während der Preisverleihung in der Aachener Innenstadt demonstrieren. Es wirft Solana vor, als NATO-Generalsekretär 1999 im Kosovo-Konflikt den Befehl zu den Luftangriffen auf Jugoslawien gegeben zu haben.