Söder vermisst Stimme der Kirchen in Debatten

Verkündigung statt Nebensächlichkeiten

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vermisst nach eigenen Worten die Stimme der Kirchen in fundamentalen gesellschaftlichen Debatten. Diese Stimme sei leiser geworden. Außerdem sprach er den Kirchen einen Dank aus.

Markus Söder / © Fabian Sommer (dpa)
Markus Söder / © Fabian Sommer ( dpa )

Das sagte Söder am Dienstagabend beim Jahresempfang des Erzbistums München und Freising. Aber in den Diskussionen um neue Abtreibungsregelungen oder Suizidassistenz werde "die Stimme jedes Christen" gebraucht.

Kurze Geschichte der CSU

Im Sommer 1945 versammelten sich in verschiedenen bayerischen Orten politisch Interessierte mit dem Ziel, eine bürgerlich-christliche Partei zu gründen. Ihr Name: Christlich-Soziale Union. Besonders wichtige Gründungszentren waren Würzburg und München. Am 12. September wird bei einem Treffen im Münchner Rathaus der Name "Bayerische Christlich-Soziale Union" beschlossen. Die Sitzung vom 12. September gilt damit als eigentliche Gründungssitzung der CSU. Josef Müller wird im Dezember zum "vorläufigen Vorsitzenden des vorbereitenden Landesausschusses" gewählt und am 17.

Logo der CSU / © Lino Mirgeler (dpa)
Logo der CSU / © Lino Mirgeler ( dpa )

Dank für Verhalten in der Pandemie

Söder dankte den Kirchen dafür, dass sie auch scharfe Maßnahmen in der Corona-Pandemie "ohne Murren konstruktiv mitgetragen" hätten. Dadurch seien allein in Bayern schätzungsweise mehr als 130.000 Menschenleben gerettet worden.

Den Kirchen empfahl der Ministerpräsident angesichts hoher Austrittszahlen Offensive statt Rückzug. Ohne die Kirchen wäre "das Land ärmer". Menschen suchten immer nach Orientierung, der Glaube sei "attraktiver denn je".

Statt sich mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen wie der, ob Gott mit einem Gendersternchen geschrieben werden müsse, gelte es neu die frohe Botschaft des Evangeliums zu vermitteln. Dabei dürfe man aber nicht ein gegenteiliges Gesicht zeigen.

Jesus und die Kirchengremien

"Ich glaube, wenn Jesus Christus heute zu uns kommen würde, würde er die Menschen begeistern wie ein Superstar", zeigte sich Söder überzeugt. "Eine Begegnung mit Kirchengremien würde aber wohl beide Seiten schocken", fügte der bekennende evangelische Christ hinzu.

Marx will Neuaufbruch der Religionen

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, alle Religionen bräuchten einen Prozess der Reinigung und des Neuaufbruchs. Derzeit werde Religion politisch und ideologisch benutzt, etwa zur Rechtfertigung von Krieg, für nationale Abgrenzung, starke Gefühle. Es gehe darum, herauszufinden, wie eine Religion in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft aussehen könne.

Für die katholische Kirche sagte Marx, sie müsse ein Zeichen der Einheit sein "für alle Menschen, nicht nur für uns Katholiken". Bei ihrer Erneuerung gehe es weniger um Strukturen als um die Gottesfrage. Es gelte, die Botschaft Jesu vom Reich Gottes neu zu entdecken.

So wolle das Erzbistum München und Freising alte und neue Orte entwickeln, "wo der Himmel offen ist, wo sich Himmel und Erde berühren" und alle eingeladen seien, besonders die Mühseligen und Beladenen.

Vergleich mit EU und NATO

Der Vorsitzende des Münchner Diözesanrats, Hans Tremmel, sagte, im Reformdialog Synodaler Weg müssten nicht "Sieg oder Niederlage" für bestimmte Positionen das Ziel sein, sondern "die Überwindung der Lager".

Er habe allerdings bei den beiden bisherigen Synodalversammlungen in Frankfurt den Eindruck gewonnen, dass eine große Mehrheit unter den deutschen Bischöfen auch einschneidende Reformen wirklich wolle. EU und NATO hätten ihren "toten Punkt" überwunden, warum sollte dies nicht auch der Institution Kirche gelingen, sagte Tremmel.

Quelle:
KNA
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