DOMRADIO.DE: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Sanctus Delicti zu gründen?
Elija Kulmer (Erfinder des Comedy-Formats "Sanctus Delicti“): Irgendwoher ist mir diese Idee gekommen, dass ich es lustig fände, wenn Priester untereinander im Gregorianischen Choral kommunizieren würden, wie es in der Messe gemacht wird. Dadurch, dass es im Vatikan gerade Trendthema war, habe ich es unter dem Deckmantel "So redet man im Vatikan" mit einem Augenzwickern als Sketch geschrieben.
Der ist dann ziemlich durch die Decke gegangen auf Instagram. Sehr unerwartet für unseren kleinen Kanal. Im Zuge dessen haben viele Leute aus aller Welt dieses Video gesehen und und dann haben wir uns entschlossen, eine eigene Serie daraus zu schreiben. Daraufhin habe ich einen eigenen Kanal gemacht.
DOMRADIO.DE: Haben Sie selbst einen Bezug zur Kirche?
Kulmer: Ja, ich bin aufgewachsen als Katholik, ich bin getauft, ich habe die Erstkommunion gehabt. Die Firmung habe ich dann nicht mitgemacht. Ich war damals mit meinem Vater in eine freie Christengemeinschaft eingetreten.
Das ist mein Background, deswegen habe ich natürlich einen Bezugspunkt, das ist nicht aus der Welt gegriffen. Da gibt es noch viele Diskussionsthemen, die man noch thematisieren kann.
DOMRADIO.DE: Ist es schwierig, sich immer etwas Neues einfallen zu lassen?
Kulmer: Nein, ich bin ein kreativer Mensch. Ich habe eine lange Liste an Themen, die ich noch abarbeiten will. Das Framework an sich, dass Priester untereinander im Gregorianischen Choral kommunizieren, ist schon der Witz an der Sache. Die Sketches untereinander sind nur Small Talks in Alltagssituationen. Da ist es relativ easy, eine neue Situation zu finden.
DOMRADIO.DE: Auf Instagram haben Sie 103.000 Followerinnen und Follower. Haben Sie damit gerechnet, dass Ihr Social-Media-Auftritt so durch die Decke geht?
Kulmer: Nein, ich kann es bis jetzt noch nicht verstehen. Für mich sind das im Moment nur Zahlen, aber wenn man sich verbildlicht, wie viele Leute es sehen, dann ist das der Wahnsinn.
DOMRADIO.DE: Sie verwenden eine liturgische Sprache in Alltagssituationen. Haben Sie nicht die Sorge, dass Menschen, die gern in die Messe gehen, diese Art des Humors für nicht angemessen halten?
Kulmer: Mir ist bewusst, dass "Sanctus Delicti" ein sensibles Thema berührt. Ohne meinen persönlichen Background würde ich mich auf dieser Bühne nicht bewegen. Für mich steht dabei immer die Intention im Vordergrund: Menschen zu unterhalten – und zwar nicht auf Kosten anderer.
Comedy lebt von der Überzeichnung, doch es geht mir nicht darum, jemanden lächerlich zu machen, sondern eine absurde Was-wäre-wenn-Welt zu erschaffen. Auch wenn ich selbst nicht mehr in der Kirche aktiv bin, sehe ich den positiven Einfluss, den eine Gemeinschaft auf Menschen haben kann, sehr wohl.
Entscheidend ist immer, dass mehr Liebe und mehr Gnade daraus entstehen. Genau deshalb freut es mich besonders, dass auch Priester unter meinen Followern sind, die mir regelmäßig schreiben und die Leichtigkeit des Formats schätzen.
Das Interview führte Annika Weiler.