Coronavirus: Ein ganzes Land bleibt zu Hause

So viel Fastenzeit war lange nicht

So viel Fastenzeit war lange nicht. Angesichts der Corona-Krise ruft auch die Bundesregierung zum Verzicht auf. Die Deutschen müssen sich auf Fußball- und Konzertfasten einstellen. Und auch der Verzicht von so mancher Reise kommt ins Spiel.

Autor/in:
Christoph Arens
Kein Weihwasser im Kölner Dom / © Henning Schoon (KNA)
Kein Weihwasser im Kölner Dom / © Henning Schoon ( KNA )

lit.Cologne? Abgesagt. Leipziger Buchmesse? Verschoben. Ebenso wie der Deutsche Pflegetag, die Internationale Tourismusbörse oder die Hannover Messe. Und immer mehr Bundesligaspiele finden als Geisterspiele statt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ruft die Bürger zum Verzicht auf: zum Verzicht auf Reisen, auf Konzerte, Theater oder den Kneipenbesuch. Katholiken und Protestanten in Deutschland klingelt es in den Ohren: So viel Fastenzeit war lange nicht.

Traditionellerweise verzichten Katholiken in den 40 Tagen vor Ostern auf Bier, Wein, Fleisch und Süßigkeiten. Noch vor wenigen Jahrzehnten galt die Fastenzeit für fromme Katholiken als "geschlossene Zeit", in der feierliche Hochzeiten, Feste und Tanz verboten waren. Jetzt sorgt der Staat für ähnliche Verhaltensregeln. Statt Gebetsketten sorgen Infektionsketten für Verzicht.

Fußballfasten und Reisefasten

In den vergangenen Jahren hatten erfindungsreiche Christen neue Trends kreiert: Handy-Fasten, Plastik-Fasten oder Auto-Fasten. In Zeiten des Coronavirus hat sich die Palette - vom Fußballfasten bis zum Reisefasten - gewaltig erweitert. Wobei das Plastikfasten heutzutage schwerfällt: Hamsterkäufe an Nudeln und Toilettenpapier machen dieser Art von Verzicht einen Strich durch die Rechnung.

Journalisten können unterdessen mit Buchstabenfasten glänzen: Weil eine Veranstaltung nach der anderen abgesagt wird, gehen manchem die Themen aus.

Ein ganzes Land entschleunigt sich und bleibt zu Hause. Erstaunlich, dass das funktioniert, hatte man doch angesichts der Klimakrise den Eindruck, dass die Deutschen zu einschneidendem Verzicht - etwa auf Flugreisen - nicht bereit seien. Jetzt, im Zeichen der gesundheitlichen Bedrohung, reichen auch Videokonferenzen. Und der Skiurlaub in Italien wird natürlich gecancelt.

Manch strenge Katholiken könnten angesichts dieses wachsenden Verzichts Genugtuung empfinden. Wären da nicht die Meldungen, dass auch Gottesdienste abgesagt, Weihwasserbecken entleert und Kirchen geschlossen sind. Der Petersplatz und der Petersdom in Rom bleiben bis einschließlich 3. April für Touristen gesperrt. Auch die Ausrichter der nur alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspiele in Oberammergau machen sich angesichts des Premieretermins am 16. Mai Sorgen. Dabei ist das fromme Schauspiel als Reaktion auf einen Pestausbruch entstanden - undseit dem 17. Jahrhundert erst zweimal ausgefallen.

Erkenntnisse aus der Bibel

Auch in dieser Situation liefert die Bibel passende Erkenntnisse: Gott belohne denjenigen, der reine Hände hat und ein lauteres Herz, heißt es in Psalm 24. Und im Matthäus-Evangelium ermuntert Jesus, Fastenzeiten positiv zu gestalten: "Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler", heißt es dort. "Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht." Und weiter: "Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten."

Bleibt nur zu hoffen, dass die jetzige Corona-Fastenzeit ähnlich begrenzt ist wie die christliche Fastenzeit. Die endet nach 40 Tagen an Ostern. Trotzdem richten sich bereits bange Blicke auf den Herbst, in den hinein viele Veranstaltungen verschoben wurden. Dann droht Terminstress - auch wenn dann möglicherweise die nächste Grippe-Saison bevorsteht. Die Vorbereitungen zum Oktoberfest jedenfalls, so hieß es am Dienstag aus München, laufen weiter.


Quelle:
KNA