Slowenischer Bischof will lückenlose Missbrauchsaufarbeitung

"Null-Toleranz-Prinzip"

Der neue Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz, Andrej Saje, hat das "Null-Toleranz-Prinzip" gegenüber sexuellem Missbrauch in der Kirche bekräftigt. Zudem forderte er ein Ende der "Praxis des Schweigens".

Pfarrkirche St. Martin im slowenischen Bled / © ZGPhotography (shutterstock)
Pfarrkirche St. Martin im slowenischen Bled / © ZGPhotography ( shutterstock )

In einer Erklärung am Wochenende bat der Bischof von Novo Mesto Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Geistliche um Entschuldigung und sprach ihnen und ihren Familien sein Mitgefühl aus.

Täter zur Verantwortung ziehen

Saje forderte weiter ein Ende der Herabwürdigung von Betroffenen. "Kein Opfer trägt die Schuld an dem Bösen, das ihm angetan wurde und das niemals hätte geschehen dürfen. Die volle Verantwortung liegt bei den Tätern", betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende laut Nachrichtenagentur STA anlässlich eines Gebetstages für die Opfer von sexuellem Missbrauch.

Aufarbeitung und Veränderung von Strukturen

Betroffenen von Missbrauch zuzuhören und Unterstützung anzubieten, bezeichnete Saje als zentral für die Aufarbeitung. Dabei sei er sich bewusst, dass Erklärungen und Vorschriften allein den Schmerz der Menschen nicht heilen könnten.

Die Franziskanerkirche in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana / © Lasfotosdexus (shutterstock)
Die Franziskanerkirche in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana / © Lasfotosdexus ( shutterstock )

Wieder frei zu leben, sei für Opfer von Missbrauch schwierig, solange Täter oder jene, die vom Missbrauch wussten, nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Die Kirche habe in der Vergangenheit Schritte unternommen, um Missbrauch aufzudecken und zu ahnden, so Saje.

Der Weg zur Verhinderung derartiger krimineller Handlungen sei "lang und schwierig". Die Kirche bemühe sich aber um Veränderungen ihrer Strukturen.

Richtlinien zum Schutz vor Missbrauch

Die Bischöfe in Slowenien hatten Anfang 2020 einen Fonds zur Finanzierung psychotherapeutischer Hilfe für Opfer sexuellen Missbrauchs eingerichtet. Seit Ende 2020 sind Richtlinien zum Schutz Minderjähriger und schutzbedürftiger Erwachsener vor Missbrauch im kirchlichen Bereich in Kraft.

Aus Sicht von Opferverbänden reicht das jedoch nicht aus: Nötig sei die Einrichtung einer angemessen finanzierten unabhängigen Kommission, die Fälle von mutmaßlichem sexuellem Missbrauch durch Geistliche untersuchen soll.

Quelle:
KNA