Simbabwes Regierung setzt die Kirchen zunehmend unter Druck

Mugabe fürchtet die Macht der Geistlichen

In Simbabwe werden immer häufiger Geistliche bedroht. Der Druck kommt von der Regierung. Präsident Mugabe fürchtet sich vor den Folgen der nordafrikanischen Revolution – und der politischen Einflussmöglichkeit der Kirchen.

Autor/in:
Dagmar Wittek
 (DR)

Die Botschaft war deutlich: "Wir sind gewarnt worden, keine wohltätigen Dienste mehr zu tun", sagt Klaus-Peter Edinger, der Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Simbabwes Hauptstadt Harare. Der Geheimdienst war bereits mehrfach bei ihm im Gottesdienst und signalisierte damit wortlos, dass er unter Beobachtung steht.



Das Verschenken von Maismehl, Öl und Kleidung an Hilfsbedürftige werde bereits als "politischer Akt" gewertet, sagt Edinfer. Es könnte von der Regierung verboten werden. Das Verteilen von Lebensmitteln, gespendet von Hilfsorganisationen aus dem Ausland, wird gerne von Präsident Robert Mugabes Parteigenossen übernommen.



"Die sind nervös"

Damit können sie Wählerstimmen einheimsen. Aber der Pfarrer aus der Pfalz will sich nicht reinreden lassen. Am bedürftigsten seien Opfer politischer Gewalt, sagt er. Regimekritiker "werden verfolgt, malträtiert, ihre Häuser und Felder werden niedergebrannt, ihre Tiere getötet und Frauen werden vergewaltigt", erklärt er. All dies sei an der Tagesordnung.



Da könne er nicht einfach tatenlos zusehen. Offiziell habe er zwar jegliche mildtätige Arbeit eingestellt, da er befürchtet, dass die Regierung sonst die Kirche schließt, aber "an anderen Orten und durch andere Kanäle läuft das natürlich weiter", versichert der 59-Jährige.



Das ist heikel für den Pfarrer, der vor vier Jahren in die deutschsprachige Gemeinde von Harare entsandt wurde. Immer wieder werden in Simbabwe Geistliche festgenommen. Kürzlich ging die Polizei mit Tränengas gegen Teilnehmer einer ökumenischen Zusammenkunft in einer Kirche vor. Der gastgebende Pfarrer wurde verprügelt, weil die Behörden ihm unterstellten, eine politische Versammlung abzuhalten.



"Die sind nervös und befürchten Massenaufstände und Umstürze ähnlich wie in Nordafrika", glaubt der Generalsekretär des simbabwischen Kirchenrats, Solmon Zwane. Daher werde selbst ein Gottesdienst als potenziell gefährlich eingestuft.



70 Prozent der rund zwölf Millionen Simbabwer gehören einer christlichen Kirche an, viele davon besuchen regelmäßig den Gottesdienst. "Die Kirche könnte Menschenmassen mobilisieren", sagt Zwane. Dennoch plädiert er für eine kritisch distanzierte und unparteiische Kirche.



Dennoch optimistisch

Sein Kollege Levy Kadenge, emeritierter Bischof der methodistischen Kirche und stellvertretender Direktor des überkonfessionellen theologischen Kollegs in Harare, positioniert sich deutlicher: "Mugabes Partei Zanu-PF hat sämtliche Wahlen der letzten Jahre verloren und manipuliert." Er ist der Meinung, dass Kirchenvertreter das anprangern und versuchen sollten, für mehr Demokratie einzutreten.



Der 58-Jährige Kadenge nimmt kein Blatt vor den Mund. Offen kritisiert er Simbabwes Regierung, prangert Folter, Verschleppungen, fehlende Meinungs- und Pressefreiheit an. Dafür wurde er bereits fünfmal verhaftet und hat zahlreiche anonyme Todesdrohungen bekommen.



Für drei Wochen musste er aus Sicherheitsgründen untertauchen und wurde zudem von seiner Kirche gebeten, sein Amt als Bischof ruhen zu lassen. Kadenge findet es schwierig, in einem autoritären Regime Veränderungen zu bewirken. Wer lautstark kritisiere, werde vom Regime außer Gefecht gesetzt.



Dennoch bleibt Kadenge optimistisch: "Die Wende steht kurz bevor." Der 87-jährige Mugabe sei alt und krank. Nach seinem Tod werde sich seine Partei wegen erbitterter Machtkämpfe auflösen. "Es wird keinen neuen Unterdrücker in Simbabwe geben", sagt er bestimmt.