Der Kimberley-Prozess will Exporte aus Simbabwe zulassen

Diamantenglanz von Blut getrübt

Wenn nichts dazwischenkommt, kann Simbabwe im August damit beginnen, Diamanten zu exportieren. Das Land erhielt dafür Mitte Juli die Genehmigung vom sogenannten Kimberley-Prozess. Menschenrechtler sehen diese Entscheidung kritisch.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

In Sankt Petersburg entschieden die versammelten Fachleute, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt würden, könnten die Exporte aus der umstrittenen Marange-Mine beginnen. Südafrikanische Medien berichten, Diamanten im Wert von umgerechnet rund 1,3 Millionen Euro warteten auf den Export - das sei fast so viel, wie der gesamte Staatshaushalt Simbabwes.

Kimberley-Prozess - hinter diesem Namen verbirgt sich eine Einrichtung, die Zertifikate für Diamanten ausstellt. Dabei geht es nicht um Größe, Reinheit oder Schliff. Es geht um die Herkunft. Regierungen, Diamantenindustrie und Nichtregierungsorganisationen hatten sich im Jahr 2000 im südafrikanischen Diamantenfundort Kimberley zusammengesetzt, um den Export von «Blutdiamanten» zu verhindern. Allzu offensichtlich war geworden, dass Bürgerkriege mancherorts über Jahre mit illegalen Diamantenexporten finanziert wurden. Das Image der glitzernden Klunker geriet in Gefahr.

Kontrollen zur Herkunft aller Rohdiamanten
Ende 2002 einigten sich die Teilnehmer auf ein Zertifizierungsschema. Es sieht Kontrollen zur Herkunft aller Rohdiamanten auf dem Markt vor. Erfolgreich: Nach Einschätzung der Brüsseler EU-Kommission, die intensiv an dem Zustandekommen beteiligt war, machen Blutdiamanten inzwischen nur noch einen winzigen Teil des internationalen Diamantenhandels aus.

So dauerten auch die Verhandlungen über Simbabwe lange. Laut Medienberichten beging die Armee des Landes Grausamkeiten und Hunderte Morde, als im Jahr 2006 illegale Diamantenschürfer die neu entdeckte Fundstätte auszubeuten begannen. Zwangsarbeit, Folter und Übergriffe sind weitere Vorwürfe an die Soldaten. Die Marange-Mine, so erklärten Nichtregierungsorganisationen, sei noch immer weitgehend unter Kontrolle des Militärs. Die Mine sei ein massiver Streitpunkt in der neuen Regierung, in der Präsident Robert Mugabes Zanu-PF-Partei mit Vertretern der ehemaligen Oppositionspartei MDC zusammensitzen. Es heißt, Mugabe nutze die Mineneinkünfte, um seine Taschen und die seiner Getreuen zu füllen.

Noch als die Kimberley-Prozess-Teilnehmer im Juni in Tel Aviv zusammensaßen, um die Exporte aus der Marange-Fundstätte zu erörtern, überraschte Simbabwe mit schlechten Nachrichten: Farai Maguwu, Leiter einer Nichtregierungsorganisation, wurde verhaftet, nachdem er mit einem Kimberley-Prozess-Prüfer gesprochen hatte. Inzwischen ist er auf Kaution wieder frei.

Das niederländische Institut für das südliche Afrika (NIZA) bleibt skeptisch, ob die Zulassung der Diamantenexporte aus Simbabwe vernünftig ist. Das Risiko, dass die Einkünfte zur Unterdrückung von Menschenrechtlern wie Maguwu verwendet werde, bleibe groß, sagte NIZA-Sprecher Bas Bijlsma. Nach seiner Auffassung wäre es besser gewesen, Strukturverbesserungen im Land abzuwarten, bevor eine Exportgenehmigung erteilt wird.

Nur noch die Elfenbeinküste auf der Liste
Gegenwärtig sieht der Kimberley-Prozess nur die Elfenbeinküste als kritische Weltregion. Dort würden Teile der Diamantenproduktion von Rebellen kontrolliert. Zertifikate für Diamanten aus der Elfenbeinküste gibt es daher nicht. In anderen ehemaligen Konfliktregionen wie Angola, Liberia und der Demokratischen Republik Kongo habe sich die Lage dagegen stabilisiert.

Die Zertifikate können für Regierungen von Produktionsländern bares Geld wert sein. Sierra Leone etwa, das einstige Bürgerkriegsland, hat nach Angaben des Zertifizierungsgremiums 2006 bereits wieder Diamanten im Wert von 125 Millionen US-Dollar legal exportiert. Ob illegale Rohdiamanten tatsächlich in der Hand des ehemaligen Diktators Charles Taylor und seiner Getreuen waren, versucht derzeit das Internationale Sierra-Leone-Sondertribunal in Den Haag zu klären. Anfang August soll dort das Supermodel Naomi Campbell aussagen. Es heißt, Taylor habe ihr einst einen Rohdiamanten geschenkt - was ein Beleg dafür wäre, dass der Diktator tatsächlich im Besitz der begehrten, aber blutgetränkten Ware war.