Ein Kommentar zu den Verwerfungen in der katholischen Kirche

Sie wissen nicht, was sie tun …

Missbrauch von Kindern und laut Papst Franziskus auch missbrauchte Nonnen und sexuelle Sklaverei. Der Finanzskandal im Bistum Eichstätt. Was brauche es noch, damit auf Worte Taten folgen, fragt sich Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.  

Nonnen lauschen Papst Franziskus (KNA)
Nonnen lauschen Papst Franziskus / ( KNA )

"Ich kann das ganze Gerede um den Missbrauch nicht mehr hören!", vertraute mir erst gestern ein leitender und leidender Kirchenmann an. Ja, vielen Gläubigen geht es ebenso. Dabei geht es nicht nur um die unglaublichen, zum Himmel schreienden Verbrechen. Selbst all die ehrlichen Entschuldigungsversuche und gutgemeinten Worte von schonungsloser Aufklärungsarbeit, die meist völlig unkoordiniert aus den einzelnen Bistümern kommen, mag kaum einer mehr hören. Der Worte sind genug gewechselt, das kirchliche Fußvolk möchte endlich glaubwürdige Taten sehen!

In diese Stimmung hinein platzt der unabhängige Untersuchungsbericht über den Finanzskandal im Bistum Eichstätt. Ähnlich wie auf dem Limburger Bischofsberg sorgt dort eine raffgierige, unkontrollierte Selbstbedienungsmentalität durch Domkapitulare für einen hohen zweistelligen Millionenverlust. Wieder ist vom "Klerikalismus" die Rede, von einem System, in dem "ein enger Zirkel hochrangiger Kleriker"- in Finanzfragen völlig inkompetent - sich selbst bereichert, beaufsichtigt und kontrolliert. Und übernimmt einer der hohen Herren wenigstens jetzt freiwillig die Verantwortung? Nein, natürlich nicht. Der zuständige Bischof Hanke verweist darauf, dass sich Menschen auch weiterentwickeln können. Das möchte man mit dem Bischof für die verantwortlichen Kleriker hoffen. Aber wissen diese Herren noch, was sie tun?

"In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden! Ich übernehme die Verantwortung! Ich will und werde den Schaden so gut es mir eben möglich ist, wieder gut machen." Das wären mal Sätze der nicht mehr hochwürdigsten Kirchenmänner, die helfen könnten, dass man vielleicht irgendwann wieder Vertrauen geschenkt bekommt. Aber vielleicht ist das einfach gerade alles zu viel verlangt. Aus Rom laufen derweil schon wieder die nächsten Missbrauch-Eingeständnisse über die Ticker: Der Papst höchstselbst räumt den Missbrauch von Ordensschwestern durch Kleriker ein: "Ich weiß, dass Priester und auch Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan!". Man möchte nur noch die Ohren verschließen und mit Jesus ausrufen: "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!"

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur


Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal ( DR )
Quelle:
DR