Wort des Bischofs

Shakehands

Unterschiedlicher könnten sie nicht sein: Am Mittwoch empfing Papst Franziskus den US-Präsidenten Donald Trump. War es richtig, diesem umstrittenen Präsidenten Audienz und Bühne zu gewähren? Kardinal Woelki meint: Ja!

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

Haben Sie schon mal jemandem die Hand gegeben, der Ihnen eigentlich ganz schön unsympathisch war? Nach Möglichkeit versucht man solche Begegnungen zu vermeiden. Aber manchmal kommt man nicht drum herum. Erst recht, wenn man ein offizielles Amt bekleidet. Papst Franziskus hat in dieser Woche Donald Trump freundlich empfangen und die Hand geschüttelt. Die beiden sind schon von ihrem Naturell her sehr unterschiedlich. Der eine will immer und überall der Allergrößte sein – der mächtigste und beste Präsident der USA, den die Welt jemals gesehen hat. Und auf der anderen Seite ein bescheidener alter Mann, der als der Diener Gottes unterwegs ist. Trotzdem hat der Papst Trump herzlich empfangen, und ich finde das richtig und gut. Wäre es besser gewesen, Trump eine Audienz zu verweigern, ihn einfach abblitzen zu lassen? Nein, denn zum Dialog gibt es keine Alternative. Nur wenn wir Menschen miteinander im ehrlichen Austausch und Gespräch sind, kommen wir weiter. Der Papst weiß das besser als viele andere. Er hat die Gelegenheit genutzt, um Trump persönlich kennen zu lernen. Um ihn an Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu erinnern. Der Papst hat dem US-Präsidenten ins Gewissen geredet, selbst wenn das vielleicht nichts bringt. Franziskus hat es versucht – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aber nicht nur Päpste und Präsidenten – wir alle sind aufgefordert, immer wieder aufeinander zuzugehen, im guten Gespräch zu bleiben. „Wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr dann Besonderes?“, so fragt uns Jesus. Jesus Christus verlangt sogar noch mehr von uns: „Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben – was bringt euch das?“ So deutlich erinnert er uns an sein Gebot der Feindesliebe. Selbst das gilt übrigens nicht nur für Päpste und Präsidenten.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR