Serbischer Kardinal Nemet mahnt zu innenpolitischer Mäßigung

"Junge Generation berücksichtigen"

Seit Monaten befindet sich Serbien im Griff von Studentenprotesten. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in den vergangenen Tagen äußert sich nun der serbische Kardinal Ladislav Nemet - und stärkt den Demonstranten den Rücken.

Eine Frau hebt einen roten Handschuh, der Blut symbolisiert, um gegen den Tod von 15 Menschen zu protestieren, die beim Einsturz eines Bahnhofsvordachs ums Leben kamen. / © Darko Vojinovic (dpa)
Eine Frau hebt einen roten Handschuh, der Blut symbolisiert, um gegen den Tod von 15 Menschen zu protestieren, die beim Einsturz eines Bahnhofsvordachs ums Leben kamen. / © Darko Vojinovic ( dpa )

Der serbische Kardinal Ladislav Nemet hat angesichts einer neuen Protestwelle in seiner Heimat zu gegenseitigem Respekt und Verständnis aufgerufen. "Ich glaube, dass wir die aktuellen Schwierigkeiten durch gemeinsame Anstrengungen, Verantwortung füreinander und Offenheit überwinden können", erklärte der Belgrader Erzbischof am Freitag.

Nemet appellierte an die Regierenden in Belgrad, allen Akteuren der Gesellschaft zuzuhören. Die innenpolitische Krise erfordere "ehrlichen Dialog und ehrliche Zusammenarbeit". Dabei sei es auch wichtig, die Meinung der jüngeren Generation zu berücksichtigen. Diese habe ein Recht darauf, an Entscheidungen mitzuwirken, die die Zukunft des Landes betreffen.

Straßenblockaden und Festnahmen

In Serbien spitzt sich die Lage zu, nachdem Studenten am Freitag erneut Straßenblockaden in mehreren Städten errichtet haben. Örtliche Medien berichten von zahlreichen Festnahmen. Auch kommt es laut Bürgerrechtlern immer öfter zu gewaltsamen Übergriffen durch die Sicherheitskräfte. Zuvor hatten die Studenten Präsident Aleksandar Vucic ein Ultimatum für Neuwahlen gestellt, das dieser jedoch verstreichen ließ. Am vergangenen Wochenende riefen die Studenten zu "zivilem Ungehorsam" auf.

Als Auslöser der seit sieben Monaten andauernden Studentenproteste gilt ein Bahnhofsunglück in Novi Sad. Im November waren dort 16 Menschen beim Einsturz eines Vordachs getötet worden, womöglich als Folge von Korruption und Schlamperei am Bau.

Quelle:
KNA