"Sendung mit der Maus"-Erfinder spricht über Lage der Kirche

"Dieses Erbe können wir gar nicht abschütteln"

Armin Maiwald sieht in Kirchenaustritten eine Folge von Vertrauensverlust. Der Erfinder der "Sendung mit der Maus" kritisiert auch den Umgang der Kirche mit Missbrauch. Gleichzeitig erinnert er an die christliche Prägung Deutschlands.

Armin Maiwald / © Oliver Berg (dpa)
Armin Maiwald / © Oliver Berg ( dpa )

Die Kirche hat nach Worten von Fernsehproduzent Armin Maiwald ihre "wichtigste Währung verloren, das Vertrauen". Dies zeige sich an den vielen Kirchenaustritten, sagte der Erfinder der "Sendung mit der Maus" im Interview des Portals katholisch.de am Donnerstag.

Vor 30 Jahren sei die Situation eine andere gewesen, "als vor dem Fall der Berliner Mauer sich die Menschen in den Kirchen versammelt haben, weil sie die einzigen vertrauenswürdigen Institutionen in der DDR waren".

"Sendung mit der Maus"-Erfinder hält an Unschuldsvermutung fest

Die Kirche fuße auf einem "Betonsockel, der unumstößlich ist", fügte der 83-Jährige hinzu. "Daran lässt sich wahrscheinlich nichts machen."

Die Figur der Maus steht vor dem WDR in Köln / © Oliver Berg (dpa)
Die Figur der Maus steht vor dem WDR in Köln / © Oliver Berg ( dpa )

Sie sei jedoch mit den Missbrauchsfällen "verkehrt umgegangen und hat nur an das eigene Wohl gedacht, nicht an das der Opfer."

Im Hinblick auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte Maiwald, er halte es mit der Unschuldsvermutung, solange eine Schuld nicht bewiesen sei.

Deutschland "geprägt durch zwei Jahrtausende der christlichen Religion"

Aber: "Wenn ein Gerichtsprozess gegen einen Kölner Erzbischof anhängig ist – das darf eigentlich nicht sein!"

Als Kind und Jugendlicher sei das Katholisch-Sein für ihn normal gewesen, fügte der gebürtige Kölner hinzu. Er sei auch Messdiener gewesen, aber im Alter von 14 oder 15 Jahren seien ihm Zweifel gekommen.

Pfarrkirche Sankt Aegidius in Wiedenbrück / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Pfarrkirche Sankt Aegidius in Wiedenbrück / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Zugleich sei Deutschland "geprägt durch zwei Jahrtausende der christlichen Religion. Dieses Erbe können wir gar nicht abschütteln. Schließlich steht in jedem Dorf eine Kirche, die ein Beweis für die Gläubigkeit der Generationen vor uns ist."

Maiwald schrieb an Jesus-Buch mit

Maiwald, der vor einigen Jahren einer der Autoren des Buchs "Jesus – Jeschua – Iesous" war, erklärte, dabei sei es um die Frage gegangen, ob es Jesus Christus wirklich gegeben haben könne und wie dessen Leben historisch gewesen sein könnte.

Dabei sei "viel Spekulation im Spiel", weil es dazu nur sehr wenige belastbare Quellen gebe. Aber, so der Autor: "Jesus ist eine illustre Figur."

Chronik der Missbrauchs-Aufarbeitung bundesweit und in Freiburg

Januar 2010: Der Jesuit Klaus Mertes macht öffentlich, dass es an seiner Schule in Berlin sexualisierte Gewalt und Missbrauch gab - und die Fälle lange verschleiert wurden. Der Skandal löst eine Welle von Enthüllungen in der Kirche und in anderen Institutionen aus.

Februar 2010: Die katholischen Bischöfe bitten bei ihrer Vollversammlung in Freiburg um Entschuldigung. Ein Sonderbeauftragter (Bischof Stephan Ackermann aus Trier) wird benannt, eine Hotline für Betroffene eingerichtet.

Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe (dpa)
Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA