Seiters gibt Präsidentenamt beim Deutschen Roten Kreuz ab

"Mit Geduld, Herz und Erfolg"

"Helden des Helfens" lautet der Titel einer soeben erschienenen Festschrift des Deutschen Roten Kreuzes für Rudolf Seiters zum 80. Geburtstag. An diesem Freitag endet dessen Amtszeit als Rotkreuz-Präsident. Nach fast 15 Jahren.

Autor/in:
Joachim Heinz
Deutsches Rotes Kreuz / © DRK / Günter Wicker (epd)
Deutsches Rotes Kreuz / © DRK / Günter Wicker ( epd )

Die Würdigung kommt sozusagen von höchster Stelle. "Mit Geduld, Herz und mit Erfolg hat sich Rudolf Seiters an entscheidender Stelle in der deutschen humanitären Hilfe engagiert." Das schreibt Bundespräsident Frank Walter Steinmeier über Seiters Wirken an der Spitze des Deutschen Roten Kreuzes. Nach fast anderthalb Jahrzehnten legt der 80-Jährige das Amt des Rotkreuz-Präsidenten nieder. Seinen Entschluss dazu hatte er schon vor längerer Zeit bekanntgegeben.

Nachfolgerin soll die bisherige CSU-Landesgruppenchefin im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, werden.

Politischer Macher

Mit Seiters nimmt ein Macher seinen Abschied von der großen Bühne, der die politischen Geschicke der Bundesrepublik maßgeblich mitgeprägt hat: über drei Jahrzehnte als Mitglied des Bundestags, von 1989 bis 1991 als Chef des Bundeskanzleramts, danach als Bundesinnenminister. Persönliche Kennzeichen: die Fähigkeit, zu vermitteln - und der Wunsch, Vertrauen zu schaffen.

Vertraut ist Seiters Silhouette vor allem den über 40-Jährigen, die die Zeit der Wende bewusst miterlebt haben. Der CDU-Politiker war da, wenn es darauf ankam. Angefangen von Treffen mit Vertretern des SED-Politbüros im Sommer 1989, als die Menschen in Scharen die DDR Richtung Tschechoslowakei und Ungarn verließen, bis hin zu den delikaten Verhandlungen mit den USA, der Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien, ohne deren Zustimmung die Einheit niemals hätte Wirklichkeit werden können.

"Ich bin heute heilfroh, dass es damals Facebook und Twitter noch nicht gegeben hat", sagte Seiters vor einem Jahr in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Es durfte keine Äußerung getan werden, die in irgendeiner Weise Moskau hätte provozieren können, die auch niemanden verunsichern und ängstigen sollte im Westen."

Seiters trug seinen Teil dazu bei, dass die Gespräche zu einem guten Ende kamen. Auch wenn die "große Bühne" andere bespielten. So wie an jenem Gänsehaut-Abend des 30. September 1989 in der von DDR-Flüchtlingen hoffnungslos überfüllten deutschen Botschaft in Prag. Es war Außenminister Hans Dietrich Genscher und nicht Seiters, der vom Balkon aus verkündete: "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise..." Der Rest ging im Jubel unter.

Dank an Kardinal Höffner

Der Anfang vom Ende der DDR zeichnete sich laut Seiters noch im selben Jahr ab, beim Staatsbesuch von Kanzler Kohl am 19. Dezember in Dresden. "Ich habe in meinem ganzen Leben nie erlebt, dass ein Staatsgast nicht begleitet wurde von der einladenden Regierung. Aber an der Frauenkirche hatten sich alle DDR-Vertreter verkrümelt." In jener Nacht sei die Entscheidung gefallen, nicht mehr weiter "irgendwelche Vereinbarungen" mit der Regierung von Hans Modrow zu treffen, sondern möglichst schnell freie Wahlen herbeizuführen, die dann am 18. März 1990 stattfanden.

Haltung und Entschlusskraft bewies Seiters nicht nur in politischen Sternstunden. 1993 trat er als Bundesinnenminister zurück, nachdem ein GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen aus dem Ruder gelaufen war, bei dem ein Polizist und ein RAF-Terrorist starben. Mit seinem Rücktritt habe er ein Signal setzten wollen, "dass wir alles tun, um durch einen neuen Minister aufzuklären", begründete Seiters seinen Schritt.

Seine politischen Maximen verdanke er zu einem nicht unwesentlichen Teil dem Kölner Kardinal Joseph Höffner, hielt der Katholik in seiner Autobiografie fest. Der habe von Politikern Charakterfestigkeit und Unabhängigkeit eingefordert, aber auch die "Bereitschaft zum Miteinander, zur Versöhnung und zum Kompromiss". Seiters hat vorgemacht, wie das gehen kann.

Eine seiner letzten Forderungen als Rotkreuz-Präsident zielte auf Verbesserungen im Bevölkerungsschutz. Terrorismus, Klimawandel und Seuchen stellten das Rettungswesen auch hierzulande vor neue Herausforderungen. Von "Vermächtnis" zu sprechen, wäre allerdings ein wenig hoch gegriffen. Seiters will dem Roten Kreuz auch künftig verbunden bleiben. Einstweilen hat er jedoch anderes im Blick. "Zunächst einmal freue ich mich auf das Weihnachtsfest im Kreis meiner Familie."

 

Rudolf Seiters / © Peter Steffen (dpa)
Rudolf Seiters / © Peter Steffen ( dpa )
Quelle:
KNA