Schausteller-Seelsorger wegen Corona-Krise in großer Sorge

Seit Weihnachten kaum noch Einnahmen

Schluss mit lustig? Der Leiter der katholischen Zirkus- und Schaustellerseelsorge in Deutschland, Pfarrer Sascha Ellinghaus, zeigt sich besorgt angesichts der Auswirkungen von Corona-Schutzmaßnahmen auf die Branche.

Karussels auf einer Kirmes / © Marcel Kusch (dpa)
Karussels auf einer Kirmes / © Marcel Kusch ( dpa )

Sie sei davon besonders hart getroffen, sagte er am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Dies verschärft sich noch einmal durch den Regierungsbeschluss, Großveranstaltungen bis zum 31. August zu verbieten."

Seit Weihnachten kaum noch Einnahmen

Seit den Weihnachtsmärkten und -zirkussen hätten die Betroffenen kaum mehr Einnahmen erwirtschaften können, und die Corona-Beschränkungen hätten einen regulären Start in die neue Saison unmöglich gemacht, fügte Ellinghaus hinzu. Die Situation laufe auf ein sechsmonatiges Berufsverbot hinaus, kritisierte er: "Das kann kein noch so gut geführtes Unternehmen ausgleichen." Bei ausbleibenden staatlichen Hilfen drohten massenhafte Insolvenzen. "Da kann es nicht mehr nur um Stundung von Krediten gehen", so der Seelsorger.

Zuvor hatte der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB), Albert Ritter, vor einem Volkfest-Sterben aufgrund der Schutzmaßnahmen gewarnt. "Eine 1.200 Jahre alte Kultur in Deutschland steht auf dem Spiel", sagte Ritter der "Augsburger Allgemeinen".

Schausteller hängen am kirchlichen Kalender

Damit drohe ein Teil der christlichen Gesellschaftsprägung zu verschwinden: "Wir Schausteller hängen ja am kirchlichen Kalender, wie schon das Wort Kirchweih sagt. Die Kirmes kommt ja von Kirchmesse. Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt, Fronleichnam gibt es Kirmes bis hin zum Erntedankfest und zum Weihnachtsmarkt."

Betroffen von den aktuellen Beschränkungen sind laut DSB rund 5.000 Schaustellerfamilien, die ihr Geschäft im Hauptberuf ausübten. Insgesamt hingen 55.000 Arbeitsplätze direkt an dem Gewerbe.

Ritter verwies zudem darauf, dass die Schaustellerei einen gesellschaftlichen Zweck erfülle: "Wir brauchen Volksfeste, um den Menschen wieder Freude zu bereiten. Was nützt es, wenn der Virus besiegt ist und die Menschen dann an Depressionen leiden?" Ferner erwirtschafteten viele gemeinnützige Veranstalter wie Vereine und Freiwillige Feuerwehren Geld mit Volksfesten für soziale Zwecke.

Branche will "verantwortungsvoll" wieder hochfahren

Ellinghaus betonte, bei den 10.000 Volksfesten, die jährlich in Deutschland stattfinden, sei "für jeden etwas dabei". Es gebe Veranstaltungen für Familien ebenso wie für jene, die den "fröhlichen Bierkonsum" schätzten oder aber das traditionelle Brauchtum. "Es ist die originäre Aufgabe von Schaustellern und Zirkusleuten, den Menschen Freude und Abwechslung zu bereiten", betonte er. Dies brauche die Bevölkerung gerade angesichts der aktuellen Belastungssituation.

Ritter kündigte an, seine Branche wolle ihr Geschäft "verantwortungsvoll" wieder hochfahren. "Wie alle anderen Gewerbe erarbeiten wir Handlungsempfehlungen für den Tag X. Das wollen wir gemeinschaftlich mit Gesundheitsämtern, mit den Hygienefachleuten und Virologen tun." In der Hauptsache seien Volksfeste nicht party-, sondern familienorientiert, da gebe es durchaus Möglichkeiten für Regeln mit Abständen und andere Schutzmaßnahmen.


Pfarrer Ellinghaus tauft Kinder im Zirkuszelt  / © Stefan Nolte
Pfarrer Ellinghaus tauft Kinder im Zirkuszelt / © Stefan Nolte
Quelle:
KNA