Fragen und Antworten rund um die Impfallianz Gavi

Seit 20 Jahren versorgt Gavi Millionen Kinder mit Impfungen

Die internationale Impfallianz Gavi ruft am Donnerstag zum wiederholten Mal die Weltgemeinschaft bei einer Finanzierungskonferenz zu Unterstützung auf. Fragen und Antworten zu Gavi und der bevorstehenden Finanzierungsrunde.

Autor/in:
Anna Mertens
Eine Impfung kann Leben retten / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Eine Impfung kann Leben retten / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Was ist Gavi?

Gavi ist eine im Jahr 2000 gegründete öffentlich-private Partnerschaft mit Sitz in Genf, die weltweit Impfprogramme finanziert und mitorganisiert. Selbsterklärtes Ziel ist es, allen Kindern einen gleichberechtigten Zugang zu Impfungen zu ermöglichen. Eine entscheidende Rolle wird Gavi bei der Suche und Verteilung eines möglichen Impfstoffes gegen Sars-CoV-2 im Kampf gegen die Corona-Pandemie zugesprochen. Hierzu gab es Anfang Mai bereits eine Geberkonferenz der EU, bei der bislang 9,8 Milliarden Euro zugesagt wurden, die unter anderem die Arbeit von Gavi unterstützen sollen.

Wie arbeitet die Allianz?

Die Allianz versucht, durch Partnerschaften mit Herstellern und Forschungseinrichtungen die Kosten für Impfstoffe in Entwicklungsländern niedrig zu halten, die Verfügbarkeit zu erhöhen und Impfkampagnen zu unterstützen. Eine vollständige Grundimmunisierung eines Kindes mit den elf von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Impfungen wie etwa gegen Masern, Diphtherie und Polio kostet laut Gavi dadurch in ärmeren Ländern etwa 28 US-Dollar. Der Vergleichspreis in den USA liegt demnach bei etwa 1.100 US-Dollar.

Wie gefährlich sind fehlende Impfungen?

Die weltweite Kindersterblichkeit ist in den vergangenen 30 Jahren stark zurückgegangen, aber weiterhin starben im Jahr 2018 nach UN-Angaben etwa 6,2 Millionen Kinder unter 15 Jahren aus meist vermeidbaren Gründen; 5,3 Millionen Kinder waren unter fünf Jahren alt. Neben Geburtskomplikationen sind Infektionskrankheiten wie Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen oder Malaria häufig die Todesursache. Bei etwa 1,5 Millionen der Todesfälle hätte eine Impfung die Krankheit verhindern können.

Was hat Gavi bislang erreicht?

Rund 760 Millionen Kinder wurden durch die Arbeit der Allianz geimpft, und damit wurden laut Gavi etwa 13 Millionen Todesfälle verhindert. Bis 2025 sollen weitere 300 Millionen Kinder geimpft werden. Insgesamt ist Gavi bei etwa der Hälfte aller Impfungen für Kinder weltweit beteiligt. Darüber hinaus wurden die Gesundheitssysteme in beinahe 70 Ländern gestärkt, damit diese ihre Impfprogramme langfristig selbst finanzieren können. 15 Länder haben diesen Sprung laut Gavi bereits geschafft, Ende 2020 sollen es 18 Länder sein. Ferner wurde die Einführung von nahezu 500 Impfstoffen und Kampagnen unterstützt. Auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Impfungen sind laut Gavi hoch, etwa weniger Armut und mehr Arbeitskraft.

Wer steckt hinter Gavi?

Gründungspartner sind die WHO, das UN-Kinderhilfswerk Unicef, die Weltbank und die Bill & Melina Gates-Stiftung. Darüber hinaus arbeiten Geberstaaten, Entwicklungsländer, Forschungsinstitute, Impfstoffhersteller und Nichtregierungsorganisationen mit der Allianz zusammen. Haupttreiber waren und sind der Microsoft-Gründer Bill und seine Frau Melinda Gates, die sich den Kampf gegen vermeidbare Krankheiten verschrieben haben.

Wie viel Geld benötigt Gavi?

Gavi ruft in regelmäßigen Abständen zu finanzieller Unterstützung auf. Die aktuelle Geberkonferenz am Donnerstag findet aufgrund der Covid-19-Pandemie online statt. Für den Zeitraum 2021 bis 2025 braucht Gavi nach eigenen Angaben mindestens 7,4 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 6,6 Milliarden Euro. Grundsätzlich tragen alle Länder, die von Gavi profitieren, auch finanziell zu Gavi bei. Spannend bleibt, wie viel die USA, ein wichtiger Geber, in diesem Jahr geben werden, nachdem sie jüngst die Partnerschaft mit der WHO aufgekündigt haben.

Was ist Deutschlands Beitrag?

Der deutsche Beitrag betrug bei der jüngsten Geberkonferenz 600 Millionen Euro. Hilfswerke appellieren an die Bundesregierung, den Beitrag für die kommende Periode deutlich zu erhöhen.

Gibt es Kritik an Gavi?

Kritiker sehen bei Gavi eine zu große Nähe zu Pharmakonzernen, und auch die Dominanz von Bill und Melinda Gates ist immer wieder Grund für kritische Blicke.


Quelle:
KNA